Offener Brief

An die  BürgermeisterInnenfamilie

Es gibt wenige Momente, in denen die Betreiberin von AGORA bewusst aus ihrer Rolle als „angebliche oder selbsternannteJournalistin“ heraustreten muss. Das Familienfoto und der Text dazu auf der Facebook-Seite des BM Krafft ist jetzt so ein Moment. Manche Punkte hatte FrauWalli bereits angesprochen. Ich schreibe hiermit als betroffene Bürgerin Elke Krieg:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Krafft,

Sie setzen sich und Ihre Familie auf  Facebook und auch in Ihrem Wahlkampfprospekt in Szene. Gestern posteten Sie den folgenden Text dazu ( Rechtschreibung übernommen)

Wir wünschen Euch alle einen schönen Sonntag. Auf diesem Weg möchten wir als Familie „DANKE“ sagen. Danke für die unheimlich lieben Gesten der Verbundenheit. Aufmunternde und mutmachende Worte, sei es per Mail, als Anruf oder im direkten Gespräch, kleine Geschenke fürs Herz…..Als dies tat und tut so gut. 
Wir als Familie werden weiter für jede Stimme kämpfen. Denn wir wollen weiterhin Eure Bürgermeisterfamilie in Langenargen bleiben!

Eure Familie Krafft

Für mich sind Sie nicht „Meine  Bürgermeisterfamilie“. Ihre Frau und Sie haben mich, obwohl sie bei uns in der Nachbarschaft wohnen, selten gegrüßt. Meist blieb es bei einem huldvollen Nicken, nachdem ich, obwohl älter zuerst gegrüßt hatte. Dass Ihre Frau mich auf dem Markt neulich in auffälliger Weise so laut gegrüßt hat, dass alle es hören konnten, hatte für mich nach all den langen Jahren des Nichtbeachtens schon etwas Provokantes.

Herr Krafft, wissen Sie, welche Fragen mir sofort in den Sinn kamen, als ich das Familien-Bild und den Text sah?

Wo zeigte sich Ihr Familiensinn denn all die Jahre bei den Familien der Geflüchteten? Wo war denn Ihre Empathie, als Sie vor einigen Jahren mit Hilfe rassistisch eingestellter Nachbarschaft eine Familie zurück in die Baracke umsetzen ließen? Wo war da Ihr Familiensinn, als sie sich weigerten mit extra aus  Stuttgart  angereisten Modertoren die Situation für alle beteiligten Familien im Haus zu retten?

In Ihrer Amtszeit hat  Langenargen dafür einen Platz als Negativbeispiel im Monitoringbericht des Flüchtlingsrates BW bekommen. Die  Schwäbische Zeitung  berichtetet hier.

Oder in diesem Sommer, als nach einem Übergriff mit Pfefferspray in Bierkeller auf minderjährige Familienmitglieder, eine Familie mit sieben Kindern auch wieder in besagte Baracke zwangsumgesetzt wurde? Wo war denn da die Frau des Bürgermeisters, die um die Ecke wohnt, um wenigstens als Charitiy-Lady mal ein Gefühl von Empathie zu vermitteln? Charity für ein Seenforschungsinstitut ist ehrenwert, aber stumme Fische sind ein unproblematisches Gegenüber.

Sie bedanken sich für Mut machende Worte und kleine Geschenke für’s Herz. Wo, bitte schön, waren denn Worte und Gesten für die geflüchteten Familien, die immer wieder hin und her geschoben wurden, die immer wieder ihre Habseligkeiten packen mussten, ohne zu  wissen, wohin sie kommen. Wo ist Ihr Familiensinn als Vorsitzender des GVV, dem die Stelle des Integrationsmanagements personell und fachlich zugeordnet ist? 

Wo ist Ihre Menschlichkeit, die Sie in der Fragerunde bei der Kandidatenvorstellung erwähnten. “Lassen Sie uns Mensch sein und Mensch bleiben“. Das sagen Sie in der Kandidatenvorstellung im Zusammenhang mit einer kritischen Frage zur Kommunikation. Genau das hat gefehlt. Das Menschliche, die Zuwendung und die Wertschätzung des Gegenübers. Das macht  Kommunikation aus.

Jetzt werden Sie wach und drücken auf die Tränendrüsen Ihrer Bürgerschaft, um Ihrer  Familie einen möglichen Ortswechsel zu ersparen und scheinen dieses Familienfoto als  Propaganda zu nutzen. Natürlich ist die Familie wichtig. Aber der Einsatz der  eigenen minderjährigen Kinder hat einen faden Beigeschmack. „Der politische Kampf für die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder ist besonders für Rentner ein wichtiges Wahlmotiv“, schreibt die Süddeutsche Zeitung in einem Zitat von Politikforscher Peter Filzmaier hier.

Und  noch etwas: Ich will nicht als Bürgerin von LA ungefragt Ihre Duz- Freundin sein. Die Anrede „Euch“ und „Eure“ suggeriert eine Vertrautheit, die mir fremd ist, besonders dann, wenn man in der Vergangenheit kaum als Gegenüber, sondern eher als Untertanin wahrgenommen wurde.

Da in der Vergangenheit dieses Wahlkampfes offene Briefe nicht beantwortet wurden, erwarte ich keine Antwort mehr.

Es  grüßt  Sie

Elke Krieg (Bürgerin von LA)

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1 thoughts on “Offener Brief

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  1. Oh wie mutig ….. Frau Krieg…ja so fängt man Rentner Stimmen ein , Mitleid etc. so mit Kindern im Arm und unsere Asyl Bewerber haben ja kein Wahlrecht ! Aber alle EU Bürger bitte wählen !!!
    herzlichst Frau Walli

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