Schon wieder Bürgermeisterwahlen am See

OB in Radolfzell wurde abgewählt

Nur 13, 9 Prozent der Stimmen konnte Martin Staab als Amtsinhaber in Radolfzell auf sich vereinigen. Der neu gewählte Oberbürgermeister, Simon Gröger, gelang die Tollkühnheit, mit über 83 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang den Amtsinhaber aus dem Amt jagen. Der parteilose Gröger wurde von den Gemeinderatsfraktionen der Freien Grünen Liste, der CDU und der SPD als gemeinsamer Gegenkandidat zum bisherigen Oberbürgermeister Martin Staab aufgestellt. Da muss die Not wohl groß gewesen sein.

Da das Gebiet in und um Radolfzell SÜDKURIER-Land ist, geht diese spektakuläre Abwahl im Land er Schwäbischen Zeitung hier fast etwas unter. Der SÜDKURIER (SK) berichtet in mehreren Artikeln ausführlich und beschäftigt sich mit den Gründen für diesen Sieg Grögers, der im Tuttlinger Rathaus noch für die Abteilung Wirtschaftsförderung und Stadterneuerung zuständig ist.

So fragt der SK: „Wie konnte das passieren, dass ein OB nach acht Jahren und keinen größeren inhaltlichen Patzern von seinen Wählern derart abgestraft wird?“ Hier. Es heißt, dass es an seinem Charakter und seinem Führungsstil lag: Fehlende Transparenz und Hinterzimmerabsprachen in nicht-öffentlichen Sitzungen zu einem Hotelprojekt neben einem Naturschutzgebiet beispielsweise. Immer wieder mangelnde Kommunikation, so dass drei Gemeinderatsfraktionen einen Gegenkandidaten unterstützten. Der SK fragt dann weiter, ob es denn jemals so eine deutliche Niederlage gab. Hier. Einer, der darüber promoviert hat Timm Kern und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag ist, wird vom SK zitiert: „Die Wähler in Baden -Württemberg haben zwei tiefenpsychologische Sehnsüchte: Erstens Identifikation – sprich: Der Bürgermeister muss ´einer von uns‘ sein [ . . ] zweitens [. . ] gleichzeitig soll der Bürgermeister Anführer und Vorbild sein.“ Kern sagt dort außerdem, dass die Abwahlen in den letzten Jahren zugenommen haben, das spreche für ein höheres Maß an Emanzipation der Bürger. 

Also sind die WählerInnen scheinbar auch in LA im letzten Jahr emanzipiert gewesen, wenngleich man hier einen zweiten spannenden Wahlgang gebraucht hatte.

Beispiele prominenter OBs, die im Südwesten abgewählt wurden: Dieter Salomon aus Freiburg 2018, Sabine Becker in Überlingen 2016 und 2006 in Tübingen Brigitte Russ-Scherer durch Boris Palmer. Letzterer hat im Vorfeld der Wahlen zu einer möglichen dritten Amtszeit 2222 aktuell mit den Mitgliedern seiner eigenen Partei zu kämpfen.Hier.

In unserer Nachbargemeinde Kressbronn stehen im nächsten Jahr Bürgermeisterwahlen an. Man darf gespannt sein, ob der amtierende Bürgermeister Daniel Enzensperger GegenkandidatInnen bekommt. Emanzipatorischen Gegenwind zu seiner Klimapolitik bekommt er ja schon in diversen Leserbriefen hier und hier.

Verglichen mit der jungen Bürgermeisterin, Zarifa Ghafari, die aus ihrer Heimat Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban nach Deutschland flüchten musste, dürfte die Diskussion um Ab- und Wiederwahl von BürgermeisterInnen in Deutschland eher unbedeutend sein. Dort hatten sich BürgerInnen endlich emanzipiert und die junge Frau zur Bürgermeisterin gewählt. Sie war auf dem Bodensee Business Forum (BBF) zu Gast und hat u.a.über den zukünftigen Umgang mit den Taliban gesprochen. Hier.

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