Wer spricht hier eigentlich?

Textverständnis

Schon wieder gibt es einen Beitrag im redaktionellen Teil des aktuellen Montfortboten (MOBO, Nr.11,17.3.2023, S. 6.) der mutmaßlich auf eine Presserklärung der Initiative „Pro Bebauung Mooser Weg“ zurückgeht. Der Name der Initiative wurde inzwischen offensichtlich geändert, sie hieß zunächst nur „Pro Mooser Weg”. Klar, man hätte ja sonst meinen können, dass die Initiative sich für den Erhalt der Wiese mit dieser Namensgebung ausgesprochen hätte. Dabei wollen sie doch die Bebauung.

Aber nun zur Verarbeitung der dem MOBO zugegangenen Presseerklärung der vier Herren, die augenscheinlich immer nur die Schwäbische Zeitung mit ihren Presseerklärungen direkt füttern, manchmal vorschnell Pressemitteilungen wenig abgestimmt versenden und dann um deren Löschung bei AGORA-LA bitten. Es tun sich immer noch manche schwer, AGORA-LA endlich als weiteres Medium am Ort zu akzeptieren. Aber nun zum Text der Veröffentlichung.

Erstaunlich ist, dass der MOBO schon wieder so viel Raum dem Thema „ Mooser Weg“ und der neu geschaffenen Initiative widmet. So ist das, wenn es am Ort nur die Medien eines großen Verlages gibt. Wie wichtig die Vielfalt der Medien in der Kommune ist, zeigt der übrigens der gerade Jetzt erschienene Beitrag im SÜDKURIER, der auf AGORA-LA hier zusammengefasst wurde.

Es soll an dieser Stelle nicht der Inhalt, sondern die Form der Wiedergabe beleuchtet werden, der am Ende natürlich auch den Inhalt beeinflusst.

Betrachtet man den Text unter grammatikalischen Gesichtspunkten, so fragt man sich als sich Leser: Wer spricht denn hier was?  

Es ist die hohe Kunst des Journalismus die Äußerungen des Berichterstatters sauber von denen der Verfasser, die die Presseerklärung geschrieben haben, zu trennen. Dazu braucht die deutsche Sprache das Mittel der indirekten Rede im Modus des Konjunktivs.

Textbeispiel:“ [. . .] Bei dem Gespräch wurde deutlich, dass der Bürgermeister dem Ortsfrieden einen hohen Stellenwert zumisst, wobei die Teilnehmer meinten, dass der Ortsfrieden auch im Falle einer Nichtbebauung gefährdet sei. Der Bürgermeister akzeptiert im Übrigen, dass im Hinblick auf die Zeitscheine die Fläche am Mooser Weg die einzige Fläche in diesem Umfang ist, die kurzfristig von der Kommune überplant und bebaut werden kann.[. . .]“

Korrekturvorschlag: In dem Gespräch sei deutlich geworden, so die Teilnehmer – Wer ist mit den Teilnehmern gemeint? Nur die Eingeladenen? Oder auch der Bürgermeister?

Weiter: Der Bürgermeister akzeptiert muss heißen: Der Bürgermeister akzeptiere….

[. . . ] Der Bürgermeister unterstützt ausdrücklich das Prinzip von Einheimischenmodellen [. . . ] ” muss heißen: Der Bürgermeister unterstütze ….

(Bemerkung am Rande: Das Einheimischenmodell, das die einkommensschwache Bevölkerung bevorzugt, zu unterstützen, bedeutet nicht, dass dann automatisch nur Einheimische ein Grundstück bekommen. Hier)

Noch ein Beispiel:” [. . . ] Der Bürgermeister akzeptiert im Übrigen, dass in Hinblick auf die Zeitschiene die Fläche am Mooser Weg die einzige gemeindeeigene Fläche in diesem Umfang ist, die kurzfristig von der Kommune überplant und bebaut werden kann. Insofern sei eine kurzfristige Realisierung am Mooser Weg alternativlos, heißt es weiter in dem Schreiben.[. . . ]”

Wer meint denn nun, dass eine Überplanung alternativlos sei? Doch wohl die Initiative, nicht der Bürgermeister. Wem dieser Satz zuzuordnen ist, ist an dieser Stelle des Textes nicht klar.

Es fehlen auch im weiteren Verlauf Hinweise, wem welche Äußerung zuzuordnen ist. Das zu prüfen, ist Sache einer professionellen Redaktion. Aber möglicherweise war die Presseerklärung der Herren auch unscharf formuliert. Dann muss man jedoch anders damit umgehen.

Sie meinen, das sei kleinkariert? 

Nein, durch diese unscharfen Formulierungen, die nicht deutlich machen, wer was mit welchem Blick durch wessen Brille formuliert, wird der gesamte Text unscharf. So wird Verwirrung gestiftet, wo ein Presseorgan aufklären sollte.

Da wäre der Abdruck der Pressemitteilung im Original sicher eindeutiger gewesen. Das Original muss es ja geben. Wie man den Inhalt dann bewertet, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Klar muss in jedem Fall sein, wer spricht. Manchmal helfen ganz einfach auch die guten alten Gänsefüßchen in der direkten Rede.

Immerhin signalisiert das Foto Harmonie: Alle lachen und niemand stört sich am Lächeln des anderen. Aber merkwürdig ist schon der Elan, mit dem die vier Herren medial vorgehen, betonen sie doch immer wieder, dass sie keine persönlichen Interessen haben.

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