Ausscheiden aus dem Gemeinderat

mit zweierlei Maß

Man braucht einen wichtigen Grund auch dann, wenn man als Gemeinderatsmitglied nach 40 Jahren mit nicht nur einem einzigen Ehrenamt und im Alter von über 70 Jahren beantragt, aus dem Gremium auszuscheiden. Es gibt keinen wichtigeren Grund als die angeschlagene Gesundheit, die einen immer sozial engagierten Mann wie Gemeinderat Maier zu dieser persönlichen Entscheidung zwingt.  

Die Sitzung des Gemeinderates fand unter schwierigen Bedingungen in Corona-Zeiten statt. Damit gehört Charlie Maier neben seinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen allein schon durch sein Alter zur Risikogruppe. Umso mehr verwundern die zwei Enthaltungen aus den Reihen der CDU zur Anerkennung dieses wichtigen Ausscheidungsgrundes von Charlie Maier.

Die  Enthaltungen kamen von den  beiden CDU-Gemeinderäten Vögele und Bücheler. Während die anderen Mitglieder des Gremiums mit einzelnen Wortbeiträgen Charlie  Maier würdigten, durchbrach Gemeinderat Vögele den Reigen der guten Wünsche jäh, um in dürren Worten die Beweggründe für die beiden Enthaltungen seiner Fraktion anzudeuten. Den Zeitpunkt des Antrages  auf Ausscheiden aus wichtigem Grund sähe er zu diesem Zeitpunkt nur ein Jahr nach den Kommunalwahlen kritisch. Bei diesen Andeutungen beließ er es. Sein Fraktionskollege Bücheler, der als  Neuling gerade mal erst ein Jahr im Gremium  sitzt, äußerte sich gar nicht mit einem eigenen Statement zu dem Beweggründen, die zu seiner Einhaltung führten.

Es lohnt sich für die Einordnung der Geschehnisse in die Vergangenheit zu blicken: 2018 schied Wolfgang Neidhardt von der Fraktion der Freien Wähler aus beruflichen  Gründen aus. Der Beruf jedoch war nicht der einzige Grund. Die  Schwäbische Zeitung titelte damals: “ Beleidigt, überarbeitet: Gemeinderat wirft hin.“ Neben den beruflichen Belastungen gab er in seiner Abschiedsrede an, dass die eher kritische Berichterstattung der regionalen  Presse in den letzten Jahren die  Arbeit nicht leichter mache. Auch sei es mühsam und oft zwecklos gegen die Anschuldigungen, Halbwahrheiten und Fake-News anzukämpfen und Sachverhalte und Entscheidungen klarzustellen. „Wenn alle  Bürger bei allen Themen mitdiskutieren sollen, braucht es  keinen Gemeinderat.“

So zitierte ihn die Schwäbische Zeitung.

Damals stimmte der  Gemeinderat  einstimmig, also mit den Stimmen der CDU,  für die Ausscheidung des Gemeinderates aus wichtigem Grund. Offensichtlich wiegt  der gesundheitliche Grund für die CDU, die das christliche C in ihrem Namen trägt, anders als der Grund des Kollegen aus der Fraktion der Freien Wähler, die zu diesen Zeiten meist  einträchtig mit der CDU stimmte.

AGORA hat auf ihrem Pressebänkchen gesessen und konnte nur auf die Rücken der Gemeinderät*innen schauen. So fiel niemandem die Schamesröte der sich  Fremdschämenden auf.  Aber die auf dem Tisch abgelegten Gehhilfen von Charlie Maier waren schon für alle sichtbar. Wer ihm angesichts der gesundheitlichen Einschränkungen vielleicht wahltaktische Spielchen unterstellt, zollt weder dem Alter noch 40 Jahren Ehrenamt Respekt. Das gehört sich nicht!

Die verdiente Bank für den Ruhestand und im September eine Feier ohne A-b-s-t-a-n-d

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2 thoughts on “Ausscheiden aus dem Gemeinderat

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  1. Schockierend und hervorragendes Beispiel für die Entmenschlichung der Politik.
    Liebe Gemeinderäte, Sie nehmen innerhalb Ihres Ehren!amtes die Vertretung der Interessen der Bürgerschaft wahr. Das beschriebene Verhalten ist weder ehrenhaft noch im Sinne Ihrer anständigen Bürger. Wenn Anstand und Moral fehlen, dann ist die Würde des Menschen sehr wohl antastbar! Bedauerlicher Weise scheint das in Ihrer Gemeinde kein Einzelfall zu sein. Vielleicht bestehen keine tauglichen Vorbilder?? Mitgefühl, Respekt und Wertschätzung sowie ehrliche Gemeinschaft sehen anders aus. Daran erkennt man den Charakter der Menschen …
    Für Unionschristen sei aus aktuellen Anlass an die „Goldene Regel“ erinnert!

  2. Ein Vorzeige-Vertreter der Gemeinderatsmitglieder verlässt den Gemeinderat.
    Ich bin traurig und voller Lob, Respekt und Hochachtung für Charly Maier.
    Da ist es mir zum Heulen.

    Charly verkörperte für mich die Geradlinigkeit, Anständigkeit und genau das richtige Maß sich auch mal unerschrocken und opportun dagegen zu stellen.
    Charly war kompetent und leidenschaftlich, er scheute sich nicht, wichtige Themen so lange zu diskutieren, bis das bestmögliche Ergebnis für die Gemeinde erzielt war.
    Als Schwäbin würde ich sagen, er kannte „das nach dem Maul reden“ nicht.
    Seine Auseinandersetzung mit den gemeindepolitschen Themen qualifizierte ihn doch, ein um das andere Mal, gegenüber seinen Kolleg(innen)

    Trifft man ihn auf der Straße, ist seine menschliche Nähe präsent, er ist immer freundlich, wohlgesonnen, uneitel.
    Das zeichnete ihn aus und nicht umsonst war und ist Charly Maier einer der beliebtesten Mitbürger in Langenargen.
    Etwas, was bei manchem seiner Ratskollegen wohl stets zu vermissen und unerreicht bleiben wird.
    Im Namen vieler sage ich: Charly vielen Dank für Deine wertvolle Zeit und Dein hohes, unermüdliches Engagement!
    Wir wünschen Dir noch viele Jahre, mit hoffentlich besserer Gesundheit, und uns weiterhin einen so tollen Kerl in unserer Mitte!
    Patricia Jocham

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