Woran hat‘et jelegen?

Fragt sich nicht nur ein/e RheinländerIn

Dass die Sache mit den weniger Waffen nicht geklappt hat, meine ich.

AGORA-LA war vorgestern am Rheinufer ihrerHeimatstadt Düsseldorf. Dort endete der Ostermarsch Rhein-Ruhr. Eigentlich wollte ich gar nicht hingehen. Aber dann also doch. Im Hinterkopf die Warnung, dass die Ostermärsche in diesem Jahr von den so genannten Putinverstehern (der Begriff hat jetzt offiziell hier bei Wikipedia seinen Platz gefunden!) für ihre Zwecke missbraucht werden könnten. 

Und natürlich, schon weht einem die Fahne der DKP entgegen! Ein älterer Rheinländer mit Rauschebart, die Fahne fest umklammert auf einem Klappstühlchen sitzend. Jetzt packt es mich doch: Vielleicht mal hören, was er sagt. Auf meine Frage, ob er noch immer mit dem Kremlherrn sympathisiere. „ Also nä, dat is ja da im Kreml nich dat, wat wir wollen. Dä Putin is ne knallharte Kapitalist. Dä wollen wir ja nich.“ Immerhin, denke ich erleichtert. Der Fahnenschwenker weiter:„ Dat hätte die NATO besser vorher rejeln sollen, dat mit der Erweiterung nach Osten. . . .“ Also doch der Westen, interpretiere ich. Er insistiert, man müsse einen Waffenstillstand versuchen, verhandeln. Aber die NATO sei schuld. Ich seufze und lasse ihn weiter seine Fahne in der Sonne schwenken.

Jetzt in Richtung Organisatoren. Ich will wissen, wer die Leute sind, die den Ostermarsch organisieren, während auf der Bühne sich die Musiktruppe „Wilder Weizen“ sortiert. Klingt irgendwie zynisch: Die Ukraine ist Hauptweizenlieferant für die gesamte Welt, kann nicht liefern und die Ärmsten der Welt verhungern, während wir Mehl hamstern.

Schließlich dringe ich zu einer Verantwortlichen vor. Ich will wissen, welche Gruppen beim Ostermarsch willkommen sind. Ob es Beschränkungen gibt. Alle dürfen mitlaufen, heißt es. Ich bekomme ein Flugblatt, wo alles draufsteht. 

Dort heißt es über die Organisatoren: „Das Friedenforum ist ein loser Zusammenschluss von Menschen, die sich weigern, Krieg Kriegsdrohungen und Kriegsvorbereitung als legitime Mittel zur Durchsetzung ökonomischer und machtpolitischer Interessen oder zur Lösung zwischen- und binnenstaatlicher Konflikte anzuerkennen und die jegliche Militarisierung unserer Gesellschaft ablehnen“. Alles klar? Außerdem heißt es weiter u.a. in dem Text, dass „die gigantischen Rüstungsinvestitionen nicht auf eine De-Eskalation des Ukrainekrieges zielen.“ Da sind sie wieder die hehren Ziele, über die sich noch nicht einmal die politisch Verantwortlichen in Berlin einig sind. Hier.

Auf der Bühne spricht ein Vertreter des Aachener Anti-Kriegsbündnis ernste Töne mit starkem Aachener Einschlag. Klingt ein wenig nach Karneval. Was kommt, ist jedoch durchaus ernst. Er verweist darauf, dass niemand erwartet hätte, dass Russland tatsächlich die Ukraine angreift und er fährt fort: „Jeder Krieg ist eine Niederlage für die Friedensbewegung! [. . .] Die russischen Panzer werden heute von den Urenkeln der Frauen und Männer gesteuert, die gemeinsam mit ihren ukrainischen Kampfgefährten unter unvorstellbaren Opfern die Sowjetunion verteidigt, die Hitlerwehrmacht niedergerungen und Europa vom Faschismus befreit haben.“ Immerhin, der Gedanke scheint einleuchtend.

Im weiteren Verlauf spricht ein Gewerkschaftsvertreter aus dem Pflegebereich, der das Geld, das jetzt mal eben schnell für Rüstungssonderausgaben ausgegeben werden soll, doch nach Corona lieber endlich für Menschen in Pflegeberufen ausgeben will. Dann spielt „Wilder Weizen“. 

Ich wende mich den bunten Ständen am Rande Wiese zu. Dahinter ein Strauß roter Flaggen der MLPD. Ob die hierhergehören? Ich frage lieber nicht nach, schlendere weiter an den Tischen mit den diversen Flyern und Aufklebern vorbei und finde tatsächlich den vermissten Aufkleber, von dem hier die Rede war. Ich kaufe ihn nicht. Passt nicht: Neben mir gibt es nämlich ein paar randalierende junge Leute, die die Fäuste ballen und sich mit Blicken, die töten könnten, gegen die NATO und ihren direkten Nebenmann/frau wenden. Ich denke an den Spruch aus der Zeit des NATO-Doppelbeschlusses : „Lieber rot als tot”.Hier. Will man das?

Flyer und Aufkleber

All das lässt mich etwas ratlos zurück. Da helfen auch die rheinischen Töne um mich herum nicht. Die Volksfeststimmung bei blauem Himmel wirkt irgendwie auch falsch. Die roten Revolutionsfahnen passen schon gar nicht. Es herrscht Krieg in Europa. Ich frage mich nur noch, wie es wohl gemeint ist, wenn die Offensive nach Ostern beginnen soll. Nach unserem Osterfest oder erst eine Woche später nach Zählart des russisch-orthodoxen Kalenders? 

Derweil sitzen die Menschen in der Ukraine in der Falle. Dazu dann auch noch ein medialer Krieg zwischen dem ukrainischen Botschafter und Deutschland auf Twitter. Der Frieden scheint überall abhanden gekommen. Aber schon lange.

Fahnen und Schilder
Kein entzückender, schöner Rücken: „ Wanted Uncle fucking “Fracking Joe”und seine fucking “Bla -bla- Bande “(gemeint ist wohl das G/7 -Treffen in Garmisch-Partenkirchen 2022)

AGORA-LA freut sich über Spenden, s.Impressum

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