Grüner Algenteppich
Nachdem der Tierarzt Dr. Gerhard Moll aus Langenargen bei regio tv hier seine Ansicht zu dem stinkenden Teppich in einem Interview geäußert und die anliegende Schussen und die daran hängenden Kläranlagen als möglichen Grund für die Grünalgenbildung formuliert hatte, hat die Gemeinde Langenargen heute die folgende Pressemitteilung zum Thema herausgegeben:
Pressemitteilung vom 2. August 2022
Am vergangenen Donnerstag haben sich Vertreter der Gemeinde Langenargen, des Landratsamtes Bodenseekreis, des Regierungspräsidiums Tübingen sowie des Instituts für Seenforschung zur Algenteppichentwicklung sowie zur Geruchsbildung vor allem ausgehend von der Zersetzung der Algen am DLRG-Strand gewidmet.
Ausgangspunkt für das Treffen waren sehr intensive Geruchsbelästigungen vor allem für die Anwohner im Bereich des Schwedi aber auch in weiten Bereichen des westlichen Ortsbereichs Langenargens. „Die Intensität dieses Gestanks war sehr hoch und zahlreiche Gäste undBewohnerinnen und Bewohner konnten sich im Freien aus diesem Grund nicht lange aufhalten“, so Bürgermeister Ole Münder. Begünstigt hat diese Entwicklung eine lange und heiße Trockenperiode in der Bodenseegemeinde, die zwar auch in der Vergangenheit immer wieder für solche Störungen sorgte, aber zumeist durch Regenfälle wieder verdrängt wurde. „Im Hinblick auf die lokale Klimaentwicklung werden wir nicht nur am DLRG-Strand und im Strandbad diese Auswirkungen künftig intensiv und gehäufter wahrnehmen, es zieht sich auch an vielen Stellen deswestlichen Bodenseeufers entlang“, so Münder weiter. „Daher war es wichtig, sich mit den Fachbehörden des Landes über kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen direkt auszutauschen, da die Thematik auch im Hinblick auf die Ursachenforschung sehr komplex ist“, ergänzt Münder.
Wie kommt es zu dieser Situation?
Laut Institut für Seenforschung wachsen in den Flachwasserbereichen zu dieser Jahreszeit Unterwasserpflanzen stärker. Wie ein Gürtel siedeln sie sich um den ganzen See in der geeigneten Tiefe an und wachsen mit langen Stängeln und Blättern Richtung Oberfläche. Die Unterwasserpflanzen, die oft als „Seegras“ bezeichnet werden, sind beim Schwimmen lästig, aber zugleich ein sehr wichtiger Teil des Ökosystems. Sie dienen als Kinderstube für viele Fische, sorgen für klares Wasser, produzieren Sauerstoff und bilden auch einen gewissen Erosionsschutz für das Ufer und das Flachwasser.
An einigen Stellen bilden sich nun auch im Bodensee schwimmende grüne Algen-Teppiche, die meist aus fädigen Algen bestehen. Sie wachsen schnell an Stellen, wo es viel Nährstoffe gibt und das Wasser warm ist. Ein solcher Bereich ist beispielsweise die Schussenmündung bei Langenargen. Wind und Strömungen verteilen nährstoffreiches Wasser aus der Schussen rund um die Mündung. Das Wasser ist relativ flach und erwärmt sich schnell. Entsprechend wurden in den vergangenen Tagen vor Eriskirch und dem nordwestlichen Langenargen solche Teppiche bereits gesichtet. Die dort schwimmenden Algenmatten bestehen aus mehrzelligen Fäden, die eine Netzstruktur bilden. Deshalb wird diese Alge auch „Wassernetz“ genannt, sie ist für den Menschen harmlos. Auch in geschützten Hafenanlagen werden vermehrt Algenteppiche beobachtet.
Als erstes Ergebnis dieser Konferenz wurde durch das Land Baden-Württemberg gemeinsam mit der Gemeinde Langenargen am Montag, 01.08.2022, versucht eine kurzfristige Verbesserung zu schaffen. Eine Ölsperre wurde von Land aus mit Zugfahrzeugen über den Algenteppich gezogen, um so die Algen „abzufischen“. Dieser Versuch war jedoch erfolglos, weil die schlammartige Konsistenz einen zu hohen Widerstand für die Ölbarriere aufbaut und sich bei entsprechender Last durch Abtauchen oder Verteilung an den Seiten entzieht. Auch der Einsatz von einem Bagger mit Greifer sowie einem Radlader führte nicht zum gewünschten Ergebnis. Das händische Zusammensammeln der Algen gestaltet sich aufgrund der schmierigen Konsistenz als enorm aufwändig. Ein weiterer Versuch mit einem Saugbagger steht noch aus.
Neben dieser kurzfristigen Aktion, die mit einem enormen Aufwand einhergeht und keineswegs nachhaltig ist, müssen dringend längerfristige Maßnahmen in den Blick genommen werden.
„Es ist zu klären, ob das nährstoffreiche Wasser mittelfristig so geleitet werden kann, dass sich nicht direkt am Strandbad die Nährstoffe im Sediment ablagern und anreichern;“ führt Lothar Heissel, Referatsleiter des Regierungspräsidiums Tübingen aus. Wenn dies gelänge, wären die Ursachen zwar nicht behoben, das akute Problem für das Strandbad aber entschärft.
Langfristiges Ziel ist es, die Ursache für die Algenbildung abzustellen. Die hohe Nährstofffracht aus der Schussen muss reduziert werden. „Die Schussen ist hier lediglich das Transportmittel – nicht die Ursache“, stellt Heissel klar.



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