Obdachlosigkeit in LA

Immer noch vergessene Menschen zweiter Klasse?

Baracke Untere Seestr.110/1
Luxustoilette mit Selbstreinigung

AGORA hat vor einiger Zeit auf die Gruppe von geflüchteten Mitbürger*innen in LA  hingewiesen, die im Ort nach Obdachlosenrecht untergebracht werden. Diese Regelung gilt trotz Bleiberecht, trotz Arbeit und Integration in Schule und Kindergarten. Zusätzlich zu dieser Gruppe gibt es auch Bürger*innen, die unverschuldet, beispielsweise durch Wohnungskündigung, keine geeignete Wohnung finden. 

Für solche Fälle müssen Unterbringungsmöglichkeiten seitens der Kommunen vorgehalten werden. In LA ist das u. a. leider immer noch das alte Tennisheim gegenüber dem Strandbad. Nachdem ich vor etwas über einem Jahr wegen der schlechten Wohnverhältnisse einer von mir betreuten Asylfamilie an die Öffentlichkeit gegangen war, wurde sie innerhalb von drei Tagen in einer anderen Unterkunft in  LA untergebracht. Zuvor war sie immer wieder vertröstet, man habe keine andere Unterkunft.

Diese damals neue Unterkunft ist ein abbruchreifes Haus, das auf einem bereits an eine Baugesellschaft verkauften Grundstück steht. Es wird also auch nur vorrübergehend zu bewohnen sein. 

Nun ist seit einigerZeit die alte Tennisbaracke wieder belegt. Zunächst kurzfristig mit einem syrischen Flüchtlingspaar und zurzeit für den Gemeindeverwaltungsverband (GVV) eine Frau aus Kressbronn, die aus verschiedenen Gründen obdachlos geworden ist. Wir erinnern uns an das Zitat vom 12. November 2014 aus der Schwäbischen Zeitung von Bürgermeister Krafft zu Beginn der Flüchtlingsaufnahme in Langenargen:

Tennisheim hat 2015 ausgedient

 „Wenn Sie das ehemalige Tennisheim von früher kennen, behalten Sie es in guter Erinnerung.“ Bürgermeister Achim Krafft hat bei der Informationsveranstaltung am Montag deutlich gemacht, dass die Baracke in der Unteren Seestraße weder qualitativ, noch quantitativ geeignet ist, Menschen angemessen unterzubringen.“

Es  sind seither fast  fünf Jahre  vergangen,  wieder ist die  Baracke  belegt und  in einem  noch schlechteren  Zustand. Teile der Küche, die zur Zeit  der Geflüchteten noch  standen, wurden abgebaut und die Küche nicht wieder mit Schränken ausgestattet. Zurück geblieben sind völlig verschmutzte  Wände. Wohlgemerkt, ich selbst habe  damals im August 2018  den  Auszug der Geflüchteten begleitet. Die Schränke standen und die Baracke war in einem besenreinen  Zustand.  Was allerdings  zurückblieb, waren Schimmel und die Feuchtigkeit, die  durch  alle Wände gekrochen war. Eben der Grund für die  Umsiedlung der Familie, deren Kinder dauerhaft erkrankt  waren. Nicht  weil  nicht ordentlich  geputzt wurde, sondern weil dieses  Gebäude aufgrund von mangelnder Isolation nicht ausreichend zu heizen war.

Über  diese neue Belegung  der  Baracke entsetzt, hat  AGORA alle  Fraktionsvorsitzenden des neuen Gemeinderates im Rahmen einer Presseanfrage  angeschrieben. Hier die Fragen, die ich am 3.10.2019 versandt hatte:

1. Hat je jemand aus dem Gemeinderat diese Unterkunft betreten und wenn ja: welche Maßnahmen wurden seitens des Gemeinderates als Kontrollgremium der Verwaltung eingeleitet, die die Situation dort verbessern könnten?

2.Ist Ihnen als Gemeinderäte mitgeteilt worden, dass die Baracke wieder bewohnt wird?

Ich hatte noch um die Beantwortung der Fragen bis zum 8.10.2019 gebeten.

Ich habe bis heute keine Antwort erhalten, lediglich von Dr. Ulrich Ziebart, der um mehr Zeit zur Beantwortung bat, jedoch letztlich auch nicht auf die Fragen antwortete. Auch von den anderen habe ich bis heute keine Antwort bekommen.  Dabei wäre es doch ganz einfach wenigstens mitzuteilen, ob man denn jemals diese  Baracke in Augenschein genommen hat! 

Nach den ausbleibenden Antworten ist anzunehmen, dass niemand das Interieur dieser Unterkunft kennt. Vielleicht hat man wirklich nicht gewusst, dass die Baracke wieder als Unterkunft dient.

Dusche

Küche 1
Küche 2, Ergänzung 18.10.2019

Fazit:

Bekannt ist die Situation seit fast fünf Jahren! Es bleibt zu fragen, wie man künftig mit dieser Unterkunft verfahren will. Wenn sie doch weiter als Unterkunft dienen soll, müsste sie künftig wetterfest gemacht werden. Darüber muss gesprochen werden.

Für Luxus-Toiletten und Schnellschüsse im Strandbad gleich gegenüber der Baracke steht genug Geld zur Verfügung. Da kann man sich eigentlich nur fremdschämen! Für die Verwaltung und die Politiker gleich mit, die sich mit diesen sozialen Belangen leider immer noch nicht ausreichend beschäftigen. Ein Besuch in allen Unterkünften täte dem gesamten Gemeinderat gut !

Aktualisierung: 16.10.2019, 14.32 Uhr

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