Die syrische Community aus Kressbronn und Umgebung
Angemeldet und genehmigt wurde die öffentliche Versammlung zum Thema „Messerstecherei Asylunterkunft Kressbronn -Missachtung von Menschenleben“ in der Zeit gestern von 16 Uhr bis 19 Uhr am Romanshorner Platz in Friedrichshafen.


Die Menschen der hauptsächlich syrischen Community wollen nicht hinnehmen, dass nach dem Tod eines syrischen Familienvaters durch einen anderen Mitbewohner in der Unterkunft in Kressbronn einfach zur Tagesordnung übergegangen wird.( vgl.hier und hier)
Sie wollen nicht hinnehmen, dass der mutmaßliche Täter bereits Wochen zuvor auffällig wurde, indem er MitbewohnerInnen bedrohte und nach einer psychiatrischen Untersuchung einfach zurück in die Unterkunft entlassen wurde.
Sie wollen nicht hinnehmen, dass die MitbewohnerInnen, die die Geschehnisse vor Ort miterleben mussten und zum Teil schwer verletzt überlebt haben, in der Unterkunft weiterleben müssen.
Sie wollen nicht hinnehmen, dass die für die Sicherheit in der Unterkunft Verantwortlichen möglicherweise keine Rechenschaft ablegen müssen.
Sie wollen nicht hinnehmen, dass ihnen jetzt nicht die nötige soziale und medizinische Betreuung gewährt wird.
Sie wollen nicht hinnehmen, dass die verletzten Opfer und die Angehörigen des Toten allein gelassen werden.
Sie wollen in Zukunft nicht mehr hinnehmen, dass sie nicht gehört werden.

Die Kundgebung war gut organisiert. Es gab einen Sprecher, der gleichzeitig Ansprechpartner für die Presse war. Ordnungskräfte waren durch Westen gut zu erkennen. Sie verteilten Wasser und standen den Teilnehmenden der Kundgebung und den ZuhörerInnen für Fragen zur Verfügung.
Nach einem Gebet aus dem Koran hielt der Sprecher eine Ansprache in arabischer und deutscher Sprache, in der die oben aufgeführten Forderungen und Ziele der Kundgebung erläutert wurden.
Verschiedene GesprächspartnerInnen berichteten auf Nachfrage von AGORA-LA, dass der getötete Familienvater kurz davor stand, seine Frau und seine drei Kinder, nach Deutschland zu holen. Die Familie wartete in Jordanien auf die Ausreise nach Deutschland.


Was immer wieder in den Gesprächen formuliert wurde: Die Tat hätte vielleicht verhindert werden können, wenn sie alle mehr Betreuung gehabt hätten. „Es hört uns niemand zu, wir sind allein gelassen, wir werden nicht gesehen.“
Der Standort der Kundgebung ist klug gewählt: Friedrichshafen, wo an diesem Wochenende das interkulturelle Stadtfest stattfindet:


Miteinander sprechen, gemeinsam handeln. . .
Weiterführendes:
Im SÜDKURIER berichtet aktuell ein Ex-Bewohner hier über bedrückende Zustände in der Asylunterkunft Kressbronn: „ Das hätte seiner Meinung nach nicht passieren dürfen: Wenn es nach Janaka Kulasinghage geht, dann hätte die Bluttat von Kressbronn nicht geschehen müssen.
Den Pressesprecher des Landratsamtes Bodenseekreises als Betreiberin der Unterkunft, Robert Schwarz, lässt der SÜDKURIER hier zu Wort kommen: „ [. . . ] „Mit dem Beschuldigten wurden regelmäßig Gespräche geführt. Diese liefen – je nach Verfassung des Beschuldigten – unterschiedlich ab. Da der Beschuldigte bereits auffällig geworden war, wurde hier stets das Augenmerk auf Deeskalation gelegt. Auch wurde er von der Heimleitung aktiv in seinem Zimmer aufgesucht, wenn dieser nicht von sich aus auf die Heimleitung zukam. Der Beschuldigte war zeitweise auch in unserer Beratung zur freiwilligen Rückkehr ins Heimatland, hatte diese jedoch im Februar 2022 abgebrochen.“
[. . . ]
Über die Situation der Unterbringung Geflüchteter speziell in LA sprach der Integrationsmanager des GVV Mirko Meinel hier in der Gemeinderatsitzung sehr eindringlich. Klickt man auf das Aufgabenfeld des Sachgebietes Integration, so gibt es dort einen Punkt „Krisenintervention im Konfliktfall/Prävention”. Konflikte sind vorprogrammiert, wenn Menschen auf engsten Wohnraum über lange Zeit zusammenleben müssen, länger als vorgesehen, weil sie keinen geeigneten Wohnraum finden.
Die Unterkunft in Kressbronn wird vom Landratsamt Bodenseekreis betrieben, das Haus bei uns an der Unteren Seestr. ebenfalls. Von dort sollte auch die ausreichende Betreuung geleistet werden. Formal ist der GVV gar nicht zuständig.Aber die Menschen leben bei uns in den Kommunen. Weggucken gilt nicht!
Aktualisierung : 6.7.2022, 8.33 Uhr
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