Reicht das?
Der Sachstandsbericht des Integrationsbeauftragten Mirko Meinel im Gemeindeverwaltungsverband Eriskirch-Kressbronn a.B.-Langenargen ( GVV- E K-L) sollte mehr als nur zu Kenntnis genommen werden.
In eindrücklicher Weise schilderte Meinel am letzten Montag in der Sitzung des Gemeinderates die Situation in den Notunterkünften, die in den letzten Jahren immer mal wieder auf verschiedenen Tagesordnungen Thema war. Zunächst gab er einen Überblick über die Anschlussunterkünfte (AU):

Im Moment sei die Lage noch beherrschbar, aber für die Zukunft, d.h. ab 2024, gäbe es allerdings Probleme: Von zwölf Liegenschaften gehören nur drei der Gemeinde. Alle anderen seien Mietobjekte. Die Aufnahmezahlen der Geflüchteten, die im Moment aus den Erstaufnahmezentren in den Landkreis kommen, lägen bei monatlich 60 Personen. Die wiederum müssten in die Kommunen verteilt werden. Das seien z.B. teilweise auch Ortskräfte aus Afghanistan.

Bisher haben Eriskirch und Kressbronn mit Kapazitäten ausgeholfen. Das werde zukünftig nicht mehr möglich sein. Außerdem sind die größten Unterbringungen in LA Mietobjekte, so erklärte Meinel dem Gremium.

Explizit verwies Meinel auf den Zustand des alten Tennisheims Untere Seestraße 110/1. Diese Unterkunft sei nicht zu belegen. Meinel wandte sich direkt an das Gremium und rief aus: „Liebe Gemeinderäte und Gemeinderätinnen, Sie haben ein Problem! Wenn die Situation so bleibt, dann reden wir spätestens 2024 von der Belegung von Turnhallen!“ Es folgte dann ein Ausblick in die nahe Zukunft, der mit der Frage endete: „Wie und wo soll eine Aufnahme stattfinden?”

Einschätzung AGORA-LA:
Es ist bekannt, dass ich seit Jahren als ehrenamtliche Helferin immer wieder auf die schlechte Wohnsituation der Geflüchteten hingewiesen habe. AGORA-LA ist ursprünglich aus dem Grund entstanden, Öffentlichkeit zu schaffen, um diese Missstände zu benennen. Es ist seit Beginn der Flüchtlingsaufnahme 2015 in LA zu wenig passiert. Das alte Tennisheim war immer wieder Thema. Dass es nun nicht mehr belegt wird, ist gut. Aber dieser Raum fehlt. Er wird immer noch in der Liste der Obdachlosenunterkünfte der Gemeinde LA für 6 Personen mitgezählt. Übrigens zählt dieser Raum nicht nur für Geflüchtete, sondern auch für Wohnungslose ganz allgemein.
Der eindrückliche Appell von Mirko Meinel war überfällig!
Er muss sich mit der Mangelverwaltung rumschlagen und so manches Mal Prügel der Presse einstecken. AGORA-LA war in der Vergangenheit auch dabei. Es ist jedoch Sache der Politik und der Verwaltung, sich endlich mit der Situation des Wohnraumes für diese Menschen zu befassen. Dazu gehört, dass sich GemeinderätInnen die Gegebenheiten vor Ort einmal anschauen, den maroden Zustand der Unterkünfte wahrnehmen und zu Lösungen kommen. Man muss als Gemeinderat/In den Schritt über die Schwelle dieser Unterkünfte tun, damit man weiß, wie Menschen in unserer reichen Gemeinde leben. Kellerunterkünfte für Familien mit Kindern, während man über Wohnraum für bauwillige Familien oder CO2-neutrale Quartiere diskutiert? Das passt nur, wenn im Rahmen der Belegung von gefördertem Wohnraum auch an diese Menschen gedacht wird. Ansonsten wirken Politik und Verwaltung wie Bewohner des Elfenbeinturmes in geistiger Abgeschiedenheit.Immerhin hatte wenigstens Tizio Pfänder als grüner Gemeinderat 2020 den Mut gehabt, auf die Missstände hinzuweisen, stieß allerdings beim damaligen Bürgermeister auf Widerwillen. Hier. Innenaufnahmen aus dem Jahr 2019 hier.
Hätte die SPD-Fraktion dieses Thema mit sozialem Sprengstoff nicht auf die Tagesordnung gebracht, wäre es wohl weiter ausgesessen und dem Glücksspiel überlassen worden. Kenntnisnahme reicht nicht. Es muss gehandelt werden.
Schön zu lesen, dass wenigstens am Ende der Präsentation der Faktor Mensch genannt wird.
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