Geschichte tritt aus dem Bild

Sie erzählt uns Geschichten

Zwischen „Schlosspark und Zitronengässle“ sowie in Oberdorf treten sie auf uns zu: „27 Männer und Frauen im Alter von 23 bis 99 Jahren, die eines gemeinsam haben: Langenargen ist ihre Heimat und sie fühlen sich mit ihrem Ort eng verbunden“, heißt es in dem Flyer, der das Audio- und Fotoprojekt „Schlosspark und Zitronengässle Langenargener Lebenswelten 1923 2023“ anlässlich  der 1250-Jahrfeier begleitet. Lesen darf man die Texte auf den Ausstellungstafeln natürlich auch. Über einen QR-Code gibt es die Interviews direkt auf’s Handy oder als Vademecum für die Hosentasche direkt nach Hause auf die Ohren. Für Menschen ohne Handy verleiht das Tourismusbüro einen Audio-Guide.

Die Idee dazu hatte Christine Köhle aus Langenargen, mit Aufzeichnungen von Brita Heizmann( Interview), John Mc Nally( Audio) und Helmut Scham BFF ( Fotografie)

Es gab großzügige Unterstützer und Sponsoren, die alle auf dem Flyer zu finden sind. ( Anklicken und runterscrollen)

 

Seit dem letzten Wochenende gibt es nun auch einen Internetauftritt unter www.zitronengaessle.de. Dort kann man Bilder und Texte sowie das gesamte Projekt auch zuhause in Ruhe betrachten. Die Ausstellungstafeln an den Standorten (s.o.) sollen in den nächsten Tagen montiert sein.

Diese Form der Geschichtsvermittlung ist als „Oral History“ (mündliche Geschichte) in der Geschichtswissenschaft bekannt. Sie lässt Zeitzeugen aus der Vergangenheit frei erzählen. Das geschieht bewusst ohne Unterbrechung, damit der Erzählfluss nicht beeinträchtigt wird. Es geht oft um das Alltägliche. Das, was nicht unbedingt in Chroniken nachlesbar ist. Genau diese Geschichten sind so wichtig, sie würden sonst verloren gehen. Durch diese Geschichten erfährt man Dinge, die kaum jemand sonst kennt.

Es gab gestern ein Pressegespräch, zu dem die Gemeinde Langenargen in das Foyer des Münzhofes eingeladen hatte. Die einführenden Worte sprach Bürgermeister Münder. Er verwies auf die Besonderheit der Geschichten von Menschen, die sonst nicht unbedingt im öffentlichen Leben stehen, jedoch für die Identität des Ortes bedeutsam sind. Sie belegen, woher man kommt, wo man steht und wohin man in diesem Ort will, so Münder.

Wolfgang Köhle, der das Pressegespräch moderierte, wandte sich zunächst an einige anwesende Protagonisten der Ausstellung, die sozusagen den Ausstellungstafeln entsprungen waren. Sie durften nun direkt ihre Geschichten erzählen. So wurde Markus Oeckl zunächst nach dem Ursprung des Namens „Zitronengässle” befragt. Ein entsprechendes Ortsschild gibt es nämlich nicht. Kein Ortsplan führt diesen Straßennamen, aber jeder kennt es. Oeckls Adresse ist eigentlich die Schulstraße, aber nach hinten raus geht’s halt ins Zitronengässle.

Eine Variante der wohl zahlreichen Erklärungen:Angeblich wurden dort früher grüne Zitronen einer Obsthandlung zum Reifen in die Sonne auf die Gasse gelegt. Ob dafür das Sonnenlicht reichte? Man weiß es nicht.

Wie Markus Oeckl versuchte die Uhr in Oberdorf zu verstellen? Das können Sie hier auf der Webseite nachlesen.

Gerd Moll hatte dieses Mal keine Geschichte zur DLRG, dafür etwas Geheimnisvolles zum Dammhäusle. Er berichtete, dass sie als Schüler in LA einmal in der Woche in der ersten Stunde vor der Schule in den Gottesdienst hätten gehen müssen.

Von wegen- mit einigen Klassenkameraden traf er sich im Dammhäusle und wurde leider am Ende vom Lehrer entdeckt-Strafarbeit. Das mulmige Gefühl, das die Jungen wohl beschlich, als sie den wütenden Lehrer auf dem langen Weg Richtung Anleger kommen sahen, kann man sich lebhaft vorstellen. Es heißt, dass dem Pädagogen auch schon mal die Hand ausrutschte.Hier beschreibt Moll auch die Anfänge des Tourismus in LA. Als Kinder mussten sie in der Saison ihre Zimmer für die Touristen räumen.

(c) Foto: AGORA-LA
(c) Foto:AGORA-LA:Die Hüllen sind gefallen
(c) Foto:AGORA-LA

Das Dammhäusle war auch für die gebürtige Langenargenerin Beate Seifert, die heute in Hamburg lebt, anziehend. Hier. Sie wusste nämlich, wie man in das Dammhäusle gelangte, nachdem es nicht mehr frei zugänglich war: Ihr Zimmerschlüssel von zuhause passte. Auch von Rodelpartien im Schlossgarten erzählte sie. Wo? Hinter dem Mammutbaum, an der Zufahrt zum Schloss. Dort ist es tatsächlich abschüssig.

Rodelspaß im Schlosspark: Kurze Strecke

Bruno Morandell hat Langenargen zu LA in Europa gemacht. Hier. Durch ihn ist LA eine Marke geworden, erzählt er. Er ist in vielen Vereinen unterwegs. Er liebt es Leute zu treffen und sie zusammenzubringen. Die Maske, die auf dem Foto zu sehen ist, gilt als der Prototyp für die Maske der Schussengeister. Sie wurde zur ersten Straßenfastnacht in LA hergestellt.

Auch Sieglinde Weiss und Jens Quoss sind Vereinsmenschen. Hier. Sie freuen sich immer auf das Uferfest, sind bei Mini-LA aktiv und schwärmen von ihrer unbeschwerten Kindheit in LA.

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Christine Köhle bei allen Mitwirkenden des Projektes. Auf die Frage, wie man die Menschen zum Mitwirken gewinnen konnte, sagte sie: „Durch viele Gespräche, in denen auch schon mal über den Gartenzaun hinweg ein ungezwungener Austausch stattfand. Aber auch durch die Überredungskunst von anderen Mitwirkenden, die manch zögernde Freundin doch noch zum Mitmachen bewegen konnte.”

Weitere Eindrücke vom Projekt kann man heute Abend im Rahmen des Frühlingsempfangs ab 18 Uhr im Münzhof gewinnen.

Pressegespräch, von links: John McNally, Beate Seifert, Christa Oeckl, Brita Heizmann, Markus Oeckl, Gerd Moll, Laura Schneider, Friederike Geissler, BM Ole Münder, Helmut Scham, Bruno Morandell, Christine Köhle, Sieglinde Weiss, Jens Quoss (c)Foto: AGORA-LA

(c) Foto: Wolfgang Köhle
(c) Foto: Wolfgang Köhle

(c) Foto: AGORA-LA

Aktualisierung, 18.4.2023, 13.04 Uhr

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