Ein Blick hinter die Tabellen ohne Corona, Teil 1

Es mutet schon etwas verwegen an, in der jetzigen Lage über Übernachtungszahlen zu reden. Aber es ist sind Zahlen aus 2019, die im jetzt verordneten Lockdown die Zeit zum Innehalten bieten und Konsequenzen für die Zukunft nach sich ziehen können.
In der Gemeinderatssitzung von letztem Montag wurden die Zahlen vom neuen Tourismusleiter Alexander Trauthwein vorgestellt. Die Kernaussagen und die Zusammenfassung der Beschlussvorlage vom 4.05.2020 TOP 10( leider noch nicht zu verlinken):
- Privatvermieter und Fewos haben seit 2010 eine positive Entwicklung.
- Gewerblich und Zimmer gutes Wachstum bis 2015, seit 2016 rückläufig.
- Der Gast kommt aus D und hier größtenteils aus B-W. Der internationale Gast spielt eine untergeordnete Rolle.
- Im Vergleich zu anderen Urlaubsgebieten in B-W. hat Langenargen immer noch eine stabile und hohe Aufenthaltsdauer.
- Der Gast kommt nicht im Winter nach Langenargen (3%), das Geld wird imSommer gemacht, fast 50% der Gäste kommen zwischen Juni und August.
Der in der Sitzungsvorlage unter TOP 10 seitens des neuen Tourismusleiters Trauthwein vorgestellte Überblick ist umfassender und differenzierter als in den Vorjahren. So wird unterschieden zwischen „privat- gewerblich“ sowie „ Zimmer – Ferienwohnungen( Fewo)“. Das Leistungsangebot der Privatvermieter wurde stetig zunehmend gebucht: Es gab für die Ankünfte ein Plus von 77 Prozent, bei den Übernachtungen ein Plus von 50 Prozent (seit 2010).
Demgegenüber entspricht das Leistungsangebot der gewerblichen Vermieter zunehmend weniger der Erwartungshaltung der Gäste. Seit 2010 bis 2019 gibt es lediglich ein Plus bei den Ankünften von 8 Prozent, bei den Übernachtungen einPlus von 3 Prozent.
Die FeWos verzeichnen bei den Ankünften ein Plus von 35 Prozent (2019 gegenüber 2010), bei den Übernachtungen ein Plus von 25 Prozent. Offensichtlich sind die FeWos damit gegenüber den (Hotel)zimmern attraktiver, die 2019 gegenüber 2010 ein Plus von 16 Prozent bei den Ankünften, bei den Übernachtungen ein Plus von 8 Prozent ausweisen.
Infolge der Zuwächse liegt die Vermutung nahe, dass die Gäste der Privatvermieter mit der Aufenhaltsqualität in LA zufrieden sind. Bei den rückläufigen Zahlen der gewerblichen Vermieter könnte es verschiedene Gründe geben: zum einen das Leistungsangebot der gewerblichen Vermieter oder die Aufenthaltsqualität von LA oder aber eine Mischung von beidem.

Einschätzung:
Die Beschlussvorlage erwähnt nicht, ob und inwieweit die Entwicklung des Tourismusgeschäftes die strategischen Überlegungen der Gemeindeverwaltung die Zielsetzungen (strategisch/ operativ) erreicht hat. Leider fehlt der Wettbwerbsvergleich mit anderen Tourismusgemeinden in der Region, die laut anderer Statistiken stärker gewachsen sind als LA. Was machen sie anders, besser?
Es ist bedauerlicherweise in der Sitzungsvorlage nicht diskutiert, inwieweit das Engagement der DBT / EBC die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt, übererfüllt oder nicht erfüllt. Offensichtlich wirkt sich die um 1 EURO erhöhte Kurtaxe weder bei den Privatvermietern noch bei FeWos nachteilig aus. Umgekehrt führt es bei den gewerblichen Vermietern im Segment (Hotel)Zimmer nicht zu einer steigenden Nachfrage. Für diese Gästegruppe liefert die EBC offensichtlich keinen Zusatznutzen, was bei der vergleichsweise kurzen Aufenthaltsdauer in den Hotels nachvollziehbar erscheint.
Es wird also gerade jetzt wichtig sein, ob und wie sich LA nach der Krise touristisch neu oder vielleicht ganz anders sortiert. Ob der Ort den erzwungenen Lockdown für sich als attraktive Destination in Deutschland nutzen kann und ob er durch das Innehalten aus touristischer Sicht vielleicht eine neue nachhaltige Strategie finden möchte, und zwar alle gemeinsam für alle Gästebetten. Auch wenn wir das Malereck, das Städtle oder alle anderen herrlichen Plätze in diesem Frühjahr als Einheimische für uns haben, die Gästebetten sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für uns alle, die hier glücklicherweise privilegiert wohnen dürfen.

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