GVV -Versammlung

Bericht  des  Integrationsbeauftragten

Sozialer Frieden?

Vorgestern  hatte  die  GVV- Versammlung (Gemeindeverwaltungsverband Eriskirch-Kressbronn a.B.-Langenargen ) u.a. das Thema Integration auf der Tagesordnung. AGORA berichtet aus besonderem Interesse nur zu diesem Punkt.

Nachdem der Integrationsbeauftragte Mirko Meinel beim GVV die am 5.10.2020 neu eingestellte  Kollegin vorgestellt hatte, trug er vor. 

Ärgerlich war, dass die Präsentation den Zuhörern nicht in Papierform  ausgeteilt worden war. Neben den  Zahlen der  Unterbringung (329 Geflüchtete in allen drei Gemeinden)  führte Meinel aus, dass er während des Lockdowns gemerkt habe, dass die Klienten ( die  offizielle  Bezeichnung der geflüchteten Menschen, die von den  drei Gemeinden betreut werden) zu unselbstständig seien. Daher wolle man in Zukunft die Klienten zu mehr Selbstständigkeit anleiten. Man werde die Sprechstunden abschaffen, man erwarte in Zukunft, dass sich die Klienten aktiv selbst um Kontakttermine  kümmern sollen.

In den weiteren Ausführungen zeigte Meinel die Entwicklung eines Leitfadens zur  Kindeswohlgefährdung mit einem vorgeschriebenen  Ablaufverfahrung  (z.B. Notfallprotokoll) für die drei Gemeinden auf. 

Als ordentliches der GVV-Versammlung stellte Prof. Dr. Queri aus Kressbronn anschließend fest, die Grundsätze der sozialen Arbeit besagten natürlich, dass Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden muss. „Aber es ist wichtig, dass man zunächst in der sozialen Arbeit die helfende Hand reicht und  dann erst die Klienten abnabelt. Ich möchte Sie bitten, auch so verfahren. Um 180 Grad  umzuschwenken, widerspricht den Erkenntnissen aus der sozialen  Arbeit,“ so Queri. Außerdem fragte sie, wie die Eingliederung der Klienten in die Mehrheitsgesellschaft stattfände und welche Gemeinwesenarbeit seitens des  Integrationsmanagements geleistet werde. Meinel erklärte, dass er nicht  die  Kapazitäten habe, um Integrationspläne zu erstellen und die Bedürfnisse der einzelnen Familien zu erarbeiten. „ Das ist schlicht weg eine Frage des Personals, wir schaffen das  nicht ,“ erklärte Meinel. Zu der abschließenden Frage von Queri, wie  es zu  der schlechten Presseberichterstattung  käme, führte Meinel aus: „ Es gab Umstände, die uns gezwungen haben, schnell zu reagieren. Wir  haben sehr viel Hintergrundwissen und man kann nicht immer so reagieren wie man das subjektiv  gern möchte.“

Einschätzung :

Es  ist erfreulich, erstmals aus dem Munde des Integrationsbeauftragten zu hören, dass die Personaldecke für eine angemessene Sozialbetreuung zu kurz sei. Das hat AGORA auch aus der  Erfahrung  ihres  Ehrenamtes an dieser Stelle immer wieder beklagt. Hier sind Verwaltung und  Politik  gefragt, über den vom  Land geförderten Stellenschlüssel hinaus eventuell Stellen zu  schaffen. Es wäre ein Signal, das die  Wichtigkeit der Sozialarbeit als mögliches Alleinstellungsmerkmal einer  Kommune nicht nur für  Geflüchtete in den Vordergrund  stellt. Nicht  ganz nachzuvollziehbar ist, warum der Integrationsbeauftragte mit der  Erstellung eines  Leitfadens für Kindeswohlgefährdung betraut wird. Gibt es in Verbindung  mit  Geflüchteten eine größere Gefahr der Kindeswohlgefährdung als bei einheimischen  Familien oder warum fällt die Erstellung eines  Schutzkonzeptes bei Kindeswohlgefährdung  mit einem  Ablaufverfahren in den  Aufgaben Bereich Integration? Beim Landratsamt findet man übrigens bereits ein solches Arbeitspapier für Fachdienste bei Kindeswohlgefährdung. Unterstellt, es gäbe eine Häufung von Fällen der Kindeswohlgefährdung im Bereich Integration, könnte dies  vielleicht  mit der oft schlechten  Unterbringung  der Menschen  oder der fehlenden Sozialarbeiterstellen für diese „ Klienten“ zusammenhängen? Wenn eingeräumt wird, dass auf jede(n) Sozialarbeiter*in 160 Klienten verteilt werden müssen, liegt es auf der Hand, dass dies zu wenig ist. Beschäftigt sich der Integrationsbeauftragte selbst nicht mehr mit den Klienten im Bereich  Sozialarbeit?

 Hier die Antwort des Fachbereichsleiter Allgemeine Verwaltung beim GVV, Alexander Ott, auf eine Anfrage von AGORA zum Komplex Integrationsmanagement.

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