Spendenaufruf
AGORA-LA veröffentlicht normalerweise keine Spendenaufrufe. Aber als anerkanntes Mitglied von Reporter ohne Grenzen mache ich wegen der aktuellen Lage in Afghanistan eine Ausnahme. Denn:„ Nichts ist gut in Afghanistan.“
Sehr geehrte Frau Krieg, seit Montag steht unser Telefon kaum still und auch auf anderen Wegen erhalten wir fast im Minutentakt Nachrichten: Jeden Tag erreichen uns Dutzende Anfragen von afghanischen Journalistinnen und Journalisten. Aus ihren Worten sprechen pure Verzweiflung und Panik, sie fürchten um ihr Leben und um das ihrer Familien. Sie wissen nicht, wohin sie fliehen oder untertauchen sollen oder ob sie es noch zum Flughafen in Kabul schaffen. Wir teilen ihre Ängste und Nöte, denn die Taliban gehören zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit. Afghanistan ist neben Syrien und Mexiko seit Jahren eines der gefährlichsten Länder für Journalistinnen und Journalisten. In den vergangenen Jahren verübte die Extremistengruppe Anschläge, bei denen Medienschaffende ums Leben kamen. Gestern berichtete die Deutsche Welle, dass Taliban-Kämpfer auf der Suche nach einem afghanischen Mitarbeiter des Senders einen Angehörigen des Mannes erschossen haben. Demnach hatten die Taliban von Haus zu Haus nach dem Journalisten gesucht, der zur Zeit in Deutschland arbeitet. Ein weiteres Familienmitglied sei schwer verletzt worden. Mit dem Siegeszug der Extremistengruppe drohen weitere Morde an Medienschaffenden. Besonders gefährdet sind Journalistinnen. Es herrscht Lebensgefahr für Journalistinnen und Journalisten. Und die Zukunft der in den vergangenen zwanzig Jahren entstandenen lebendigen und durchaus pluralen Medienlandschaft mit Dutzenden TV- und Radiosendern und nahezu 200 Printmedien ist mehr als ungewiss. Rund 100 Medien haben in den letzten Wochen in Afghanistan ihre Arbeit eingestellt. Hunderte Journalistinnen und Journalisten sind untergetaucht oder versuchen, aus dem Land zu fliehen. In von den Taliban kontrollierten Gebieten arbeitende Medien, die noch nicht schließen mussten, senden nur noch religiöse und von der Extremistengruppe vorgegebene Inhalte. Das erinnert an dunkle Zeiten: Unter der Herrschaft der Taliban zwischen 1996 und 2001 waren alle Medien verboten, mit Ausnahme der „Voice of Sharia”, die nur Propaganda und religiöse Inhalte sendete. Wir tun unser Möglichstes, um den Betroffenen vor Ort zu helfen. Wir haben eine Namensliste zusammengestellt, die täglich aktualisiert und an den Krisenstab der Bundesregierung geschickt wird. Sie umfasst im Moment schon fast 40 Namen von afghanischen Journalistinnen und Journalisten, die zusammen mit ihren Familien vor Ort unbürokratisch ausreisen und Nothilfevisa bekommen müssen. Bereits am vergangenen Sonntag hatten wir gemeinsam mit deutschen Verlagen, Redaktionen, Sendern und Medienhäusern in einem offenen Brief die Bundesregierung aufgefordert, umgehend ein Visa-Notprogramm für afghanische Mitarbeitende deutscher Medienorganisationen einzurichten. Doch auf unserer Liste stehen nicht nur Medienschaffende, die für deutsche Medien gearbeitet haben und hier die besten Kontakte haben. Unser Einsatz gilt allen Journalistinnen und Journalisten vor Ort. Wir prüfen derzeit weitere Optionen, um Medienmitarbeitende in Afghanistan und im Exil zu unterstützen. Zudem haben wir den UN-Sicherheitsrat dringend aufgefordert, eine informelle Sondersitzung abzuhalten, um die lebensgefährliche Situation von Journalistinnen und Journalisten nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul zu erörtern und einen Notfallplan zu erarbeiten. Dieser sollte unter anderem Hilfe für Medienschaffende umfassen, die Afghanistan verlassen wollen, insbesondere vereinfachte Verfahren zur Erlangung von Visa und zur Übernahme der Reisekosten. Zudem sollte ein Fonds eingerichtet werden, der den unmittelbaren Bedarf afghanischer Journalistinnen, Journalisten und Medien deckt, egal wo sie sich aufhalten. Nur mit einer konzertierten Reaktion der Regierungen können Afghanistans Medienschaffende aus ihrer verzweifelten Lage gerettet werden. Bitte unterstützen Sie unsere Hilfsaktion für Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied. Gemeinsam können wir ein Zeichen der Solidarität setzen. Vielen Dank. Mit herzlichen Grüßen ![]() ![]() Ihre Katja Gloger RSF-Vorstandssprecherin Unterstützen Sie unseren Einsatz für die Pressefreiheit weltweit! ![]() Werden auch Sie Teil unseres internationalen Netzwerks. Damit kritische Stimmen nicht verstummen! |
Ergänzung AGORA-LA:
Über die Situation der Presse vor Ort können Sie sich beispielsweise hier informieren. Einen offenen Brief verschiedener Medienhäuser an die Bundesregierung zum Schutz ihrer afghanischen Mitarbeiter finden Sie hier.
AKTUALISIERUNG, 22.8.2021, 17.21 Uhr
Inzwischen ruft die Aktion Seebrücke zur Hilfe bei der Aufnahme von bedrohten Menschen aus Afghanistan in den Kommunen auf.
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