in das Ohr der Presse
Die aktuelle Diskussion um die Streuobstwiese am Mooser Weg ist verworren. Man hätte sie gerade im Jubiläumsjahr eigentlich nicht gebraucht.
Es gibt bekannterweise einen Internetauftritt der Bürgerinitiative und ihren Vertrauensleuten, die sich für den Erhalt der Streuobstwiese am Mooser Weg aussprechen. Hier. Mittlerweile wurde dort eine eigene kleine Mediathek entwickelt, die für Aufklärung sorgen soll. Genauso wie mit Pressemittleilungen sorgen sie mit ihren Texten für Transparenz und verteilen diese an die unterschiedlichen Medien.
Auch die „Initiative Pro Bau“ mit Richard Kathan, der als Editor auf der Website eingetragen ist, sucht die Öffentlichkeit.
Allerdings auf eher verschlungenen Wegen: Mal kommen Versionen von Texten, die im Nachgang wieder korrigiert werden, ganz zurückgezogen werden oder gar im Verborgenen zu kursieren scheinen. Stringenz und Transparenz sucht man vergebens. Medienkompetenz? Fehlanzeige!
Der jüngste Versuch der „Initiative Pro Bau“, mehrere Medienhäuser mittels einer Mail (19.04.2023 15:53) mit ihren Texten zu versorgen, liegt AGORA-LA vollständig vor. AGORA-LA war nicht im Verteiler. Die Quelle ist AGORA-LA bekannt und genießt Quellenschutz.
Die in der Mail adressierten Medienhäuser erhalten nicht nur Texte. Sie werden darüber hinaus mit Vorschlägen für mögliche oder wünschenswerte Headlines (Schlagzeilen und Überschriften) sowie Handlungsempfehlungen und Charakterisierungen von Personen und Parteien ausgestattet. Das ist die eine Sache. Damit werden die KollegInnen der Medienhäuser gewiss umzugehen wissen.
Die sehr persönliche Anrede wie auch die Einleitung lassen bereits aufhorchen. Es folgt ein Dank begleitet von einem lächelnden Smiley:
„Bei der Gelegenheit möchten wir uns für die bisherige Berichterstattung herzlich bedanken. Auch wenn wir teilweise kritisiert wurden, war die Berichterstattung immer fair, eben guter Journalismus und klar, Sie haben das Handwerk ja schließlich auch studiert . Danke.“
Der eine oder andere wird jetzt die Berichterstattung der letzten Wochen nochmals vermutlich in einem anderen Licht lesen.
Unter Hinweis auf mehrere anhängenden Texte wird dort erwähnt, dass diese sehr detaillierten Inhalte gewiss nicht abgedruckt werden können; die Details könnten jedoch „Kernpunkte“ für Zeitungsberichte liefern. „Wir vertrauen da auf Ihre geschätzte Kreativität.“, heißt es in der Mail der „Initiative Pro Bau“.
Es folgt ein Vorschlag, wie auf einem Tablett serviert, über acht wünschenswerte Schlagzeilen/Überschriften, die das Thema in die Pro Bebauung-Richtung lenken sollen. Eine Auswahl:
„Die Vogelaufzählungen in der Rede von Herrn Wahl sind keine schlüssigen Argumente für das Bürgerbegehren“ oder
„In der Rede von Herrn Wahl werden die BürgerInnen erneut an der Nase herumgeführt, denn wir sprechen immer nur von der westlichen Teilfläche am Mooser Weg, die der Gemeinde Langenargen gehört und die bebaut werden darf“ oder …“
Dann erkennt die „Initiative Pro Bau“ einen Zusammenhang zwischen der Streuobstwiese und der Zweitwohnungssteuer in Langenargen. Eine für sie wünschenswerte Schlagzeile, so die „Initiative Pro Bau“, könnte lauten: „Auch Langenargener haben das Thema Zweitwohnungssteuer“. Zu dieser potenziellen Schlagzeile folgen einige Zahlen und die Forderung: „Und jetzt sollen uns doch bitte mal die Vertrauensleute des Bürgerbegehrens oder die Fraktionsmitglieder der OGL und der SPD klarmachen, warum wir den Mooser Weg nicht bebauen lassen sollen?“ Einige Personen würden ein Exempel statuieren wollen, heißt es, „und dagegen haben wir was“. Das erklärt vermutlich die Motivation der „Initiative Pro Bau“. Scheinbar geht es nicht um die Sache, sondern vielmehr darum, dem erklärten Gegner eine Niederlage zu bescheren.
Schließlich erhalten die Medienhäuser eine persönliche Beurteilung über Personen, Parteien und verschiedene Internetplattformen, die offensichtlich nicht mehr bereit sind, Mitteilungen der „Initiative Pro Bau“ zu veröffentlichen. „Ist das die Querdenkerszene?“, fragen die Initiatoren. Und weiter:
„Aber wie kann es beispielsweise sein, dass [X] (von AGORA-LA anonymisiert) in der Bauverhinderungspartei OGL sitzt? [X] gräbts sich doch gerade selbst das Wasser ab. …. Man darf doch mit Fug und Recht sich fragen dürfen, für was steht die OGL eigentlich, eine Klima- und Umweltpartei, hier in Langenargen? Oder ist es nur eine Pseudo-Öko-Partei mit ideologisch geprägtem Hintergrund? Ich bitte um Verzeihung, aber das musste jetzt mal raus.“
Wie zu Beginn, so endet die Mail mit einem Dank. Es folgt die Empfehlung in „mehreren Tranchen“ zu berichten. Es könnte auch gegenüber der Initiative kritische Berichte geben.
„Wir wären Ihnen sehr, sehr dankbar, wenn Sie dazu Presseberichte veröffentlichen würden, es kann ja in mehreren Tranchen erfolgen und durchaus auch uns gegenüber kritische Berichte. Wir können mit Kritik umgehen.“

Einordnung:
Die den Medienhäusern am 19. April 2023 zugesandte Mail dokumentiert in erschreckender Weise, was in den Köpfen der „Initiative Pro Bau“ vorgeht. Pressefreiheit mit der vierten Kraft als Standbein der Demokratie scheint nicht schützenswert. Vielmehr will man die Presse auf diesem Weg direkt beeinflussen und ihr einflüstern, was im Sinne der „Initiative Pro Bau“ zu schreiben ist. AGORA-LA ist nicht im Presseverteiler der Initiative, fühlt sich daher geadelt.
Die von der „Initiative Pro Bau“ angeschriebenen Medienhäuser werden sich nicht beeinflussen lassen. Sie kennen den Pressekodex.
In Zusammenhang mit der angestrebten Bebauung des Mooser Weges plant die „Initiative Pro Bau“ laut eigenen Angaben (siehe Website) die „Schaffung eines Einheimischen Modells mit dem Ziel, den sozialen Zusammenhalt der Bürger*innen zu stärken und zu festigen“, was wohl ein Sozialprojekt werden soll. Heute stellt sich die Frage, ob diese Initiative bei einem solchen Sozialprojekt, das den Zusammenhalt der Bürger fördern soll, der richtige Partner ist.
AGORA-LA hält ihre Berichterstattung über die Vorgehensweise der „Initiative Pro Bau“ für gerechtfertigt, um die Hygiene im Umgang miteinander am Ort zu bewahren. Dazu gehört, dass die Bevölkerung die Sichtweise der „Initiative Pro Bau“ auf Personen und demokratisch gewählte GemeinderätInnen kennen lernt.
Es ist nicht vorstellbar, dass Gemeinderat und Verwaltung die hier bekanntgewordene Vorgehensweise der „Initiative Pro Bau“ gutheißen. Die Auffassung von Gemeinderat und Verwaltung wird allerdings nur deutlich, wenn diese Angelegenheit „öffentlich“und nicht hinter verschlossenen Türen erörtert wird.
Die Bürgerschaft verlässt sich darauf, dass Gemeinderat und Verwaltung den angestoßenen Akt in Richtung Bürgerentscheid im Juli behutsam vorbereiten und begleiten werden.
AGORA-LA wird weiterhin über die Positionen der Bürgerinitiative, der Verwaltung und der Gemeinderatsfraktionen sowie der Parteien und auch der „Initiative Pro Bau“ berichten.
Hinweis zum Titefoto: pixabay
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