Türen öffnen sich

Blick hinter die Fassaden

Man hätte noch mehr interessierte Besuchergruppen durch das Haus an der Oberen Seestraße führen können, sagt die verantwortliche Architektin Christine Köhle, die das denkmalgeschützte Haus seit einiger Zeit im Auftrag der Bauherrin Corinne Lasmezas in Stand setzt. Wir kennen sie und ihre Mutter hier aus der Ausstellung Schlosspark und Zitronengässle

Die Ausstellungstafel hängt an der Hausfassade. Wer am letzten Sonntag nicht bei der Hausführung dabei sein konnte, kann sich die ausführlichen Informationen im Wechselgespräch zwischen der Architektin und Corinne Lasmezas über den QR-Code auf die Ohren holen. Natürlich fehlen die Eindrücke, die eine solche Führung vor Ort liefern kann. Man muss das Holz und die alten Kieselsteine, mit denen das Fachwerk gefüllt war, anfassen können, um die Geschichte des Hauses vor Ort zu spüren.

(c) AGORA-LA 2021:Kleiderhaken
(c) AGORA-LA 2021: Wächter der Fensterläden
(c) AGORA-LA 2023: Fundstück Pfeffer und Salz

Erst dann erfährt man, welche Anstrengungen, Liebe zum Detail und das Bewusstsein für den ideellen Wert eines solchen Hauses nötig sind, um so ein Projekt zu stemmen. Man sieht, welche gewaltigen Fortschritte gemacht wurden. Dazu gehören Kämpfe um Fördergelder, immer wieder Abstimmungen mit dem Denkmalamt. Übrigens wurde das Haus bereits 1987 unter Denkmalschutz gestellt. 

Die Geschichte des denkmalgeschützten Hauses von 1530 in der Oberen Seestrasse in Langenargen ist sehr bewegt: Im Erdgeschoß wurde es einst als Weinlager genutzt, Fische wurden unter dem Dach geräuchert. Ein Uhrmacher lebte um 1800 in den Räumen. Und an Schuhmacher Kleiner konnten sich viele der insgesamt mehr als 50 Teilnehmer der Baustellenführung am Sonntag anlässlich des Jubiläumsfestes und der Vorstellung der Langenargener Betriebe sehr gut erinnern. Es ist der Dreiklang zwischen Konservieren, Reparieren und Hinzufügen“, so Köhle. „Solche Gebäude sind wichtig für einen Ort wie Langenargen, weil diese Häuser Zeitzeugen sind und unwiederbringlich, wenn sie einmal abgerissen sind, fügt sie hinzu.

(c) AGORA-LA 2021:Sonnenschein im Inneren

Inzwischen ist der windschiefe Dachstuhl aus Tannnenholz wieder stabil, nachdem er gerichtet wurde. Immerhin hat die dendrochronologische Untersuchung ergeben, dass das Haus aus dem Jahr 1530 stammt. Das Dach war so marode, dass mit der Sanierung ausnahmsweise von oben nach unten begonnen werden musste. Damit ist dann der weitere Ausbau vor Feuchtigkeit geschützt. Die Dachziegel wurden gereinigt und ebenfalls wieder eingesetzt. Selbst geschmiedete Nägel und Haken aus dieser Zeit werden bewusst nicht entfernt. Sie bleiben als Relikte und Beweisstücke an ihrem Platz.

(c)AGORA-LA, 2023:Der Dachstuhl, der alles wieder zusammenhält
(c) AGORA-LA 2023:Undicht

Es gäbe noch viel mehr zu erzählen. Wegen der großen Nachfrage ist geplant, dass immer mal wieder Führungen möglich sein werden, um die Bürgerschaft an dem Fortschritt dieses Ausstellungsstückes als „work in progress“ teilnehmen zu lassen.

Noch ein paar Eindrücke vom letzten Sonntag:

(c) AGORA-LA 2023: Unter Putz: Eine Zeitung vom10. November1900
(c) AGORA-LA 2023: Korsetten aus Stuttgart

(c)Agora-LA 2023: Blumenwände

(c) Foto: Schampus.com
Gruppenführung vom letzten Sonntag. Insgesamt waren es drei Gruppen, über 50 Interessierte. Einige mussten abgewiesen werden. Ein Trost: es soll weitere Führungen geben.(c) Foto: Köhle

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