Pressemitteilung Landratsamt Bodenseekreis
Ergänzung: Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbandes zum Thema Flucht und Asyl
Im April 2023 hat der Bodenseekreis 53 geflüchtete Menschen aufgenommen (Vormonat: 84), 20 davon aus der Ukraine und 33 aus anderen Teilen der Welt. Im Monat Mai rechnet die Kreisverwaltung mit der Ankunft von rund 87 Personen. Der größte Teil dieser Menschen wird aus Erstaufnahmestellen des Landes hierher zugewiesen. Ein kleinerer Anteil reist eigenständig an.
Aktuell sind 2.858 Menschen aus der Ukraine bei den drei Ausländerbehörden im Bodenseekreis als Kriegsgeflüchtete gemeldet. In dieser Saldo-Zahl sind sowohl neuangekommene Personen berücksichtigt als auch rück- und weitergereiste. Geflüchtete aus der Ukraine, die privat keine Bleibe finden, wohnen in durch die kommunale Seite organisierten und bereitstellten Unterkünften. So lebten Ende April 335 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Obhut des Landkreises. Auch Städte und Gemeinden des Landkreises stellen kommunale Unterkünfte bereit oder kümmern sich um Wohnraum für die vor dem Krieg geflüchteten Menschen, daher ist die tatsächliche Zahl Geflüchteter in kommunaler Unterbringung höher.
Der Bodenseekreis betreibt über den Landkreis verteilt insgesamt 23 reguläre Gemeinschaftsunterkünfte für geflüchtete Menschen. In dieser sogenannten vorläufigen Unterbringung wohnen die Menschen in Mehrbettzimmern mit Gemeinschaftsküchen und -bädern. Aktuell sind das 794 Personen (Vormonat: 795).
Wegen der großen Zahl der zu versorgenden Menschen aus aller Welt reichen die Kapazitäten in den vorhandenen regulären Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises nicht aus. Deshalb muss der Landkreis viele Menschen in Notunterkünften in provisorisch hergerichteten Sporthallen oder anderen Gebäuden beherbergen. Aktuell sind das 354 Menschen (Vormonat: 377):
- Grundschule Immenstaad (48 Personen)
- Festhalle Langenargen (49 Personen)
- Parkturnhalle Kressbronn (47 Personen)
- Alte Gymnasialturnhalle Überlingen (50 Personen)
- Stiftung Liebenau (65 Personen)
- Kreissporthalle Berufsschulzentrum Friedrichshafen (95 Personen)
Ende April hat der Landkreis die Seldnerhalle in Tettnang-Kau wieder der Stadt überlassen. Die Halle wurde nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine vom Landkreis als erste Notunterkunft ertüchtigt und diente zunächst auch als zentrales Aufnahmezentrum Geflüchteter im Bodenseekreis. Bereits bis Ende März wurden alle Menschen, die dort noch untergebracht waren, auf andere Unterkünfte des Landkreises verteilt.
Gastfamilien dringend gesucht
Aktuell leben 66 unbegleitete minderjährige Geflüchtete im Landkreis, die ohne Eltern oder sorgeberechtigte Angehörige nach Deutschland gekommen sind. Das Jugendamt des Bodenseekreises sucht deshalb dringend Gastfamilien. In der Regel handelt es sich um Jungs zwischen 13 und 17 Jahren. Wer helfen möchte, kann sich unter Tel. 07541 204-5646 oder -5058 sowie per E-Mail unter jugendamt@bodenseekreis.de an das Jugendamt wenden.
Neues Zuhause für jugendliche Geflüchtete in Meckenbeuren
In der Gemeinde Meckenbeuren soll voraussichtlich ab Mitte Mai in einem Gebäude in Ottmarsreute ein neues Zuhause für bis zu 36 jugendliche Geflüchtete entstehen. Dort können sich die jungen Menschen nach ihrer Flucht durch eine umfangreiche Betreuung auf einen neuen Lebensalltag einstellen. Die neue Unterkunft wird den Charakter einer klassischen Jugendhilfeeinrichtung haben. So werden die Jugendlichen montags bis sonntags rund um die Uhr durch ein Team von pädagogisch geschultem Fachpersonal betreut. In der Regel werden die Jugendlichen grundsätzlich bis zur Volljährigkeit nach den gesetzlichen Vorgaben für die Jugendhilfe untergebracht und betreut. Bei Bedarf und wenn die Jugendlichen einverstanden sind, kann die Jugendhilfe auch bis zum 21. Lebensjahr fortgesetzt werden.
Mehr Infos dazu: https://www.bodenseekreis.de/aktuelles/artikel/2023/04/neues-zuhause-fuer-jugendliche-gefluechtete-in-meckenbeuren/
Informationsportale des Landkreises für Geflüchtete und Menschen, die helfen wollen:
www.bodenseekreis.de/ukraine-flucht

Ergänzung von AGORA-LA zum Thema:
Am letzten Montag fand die Sitzung der Versammlung des Gemeindeverwaltungsverbandes in Eriskirch statt. Dort wurde die Ausschreibung einer Stelle für das Integrationsmanagement hier einstimmig beschlossen „ [. . . ] Eine sachgerechte und ordentliche Aufgabenerfüllung ist mit zunehmenden Fallzahlen nicht mehr in der Form gegeben, wie es seitens des Landes, des Kreises und seitens der Kommunen gewünscht und auch gefordert wird. Vielmehr ist insgesamt der Trend überregional erkennbar, dass die eigentliche Sozialarbeit auf Grund der hohen Belastung und der hohen Fallzahlen den Wünschen und Zielen von Politik und Gesellschaft hinterherhinkt. Um diesem entgegenzuwirken und um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Integrationsmanagements zu entlasten, schlägt die Verbandsverwaltung vor, eine zusätzliche Stelle im Integrationsmanagement mit einem Stellenumfang von 100 %, zunächst befristet auf zwei Jahre, zu schaffen. [. . . ]“
In der anschließenden Aussprache plädierte Frau Dr. Padberg, die als Vertretung für GR Schmid( SPD) aus Langenargen teilnahm, für eine Priorisierung der Mittel. Nicht alles müsse für Geflüchtete ausgegeben werden. Es gäbe auch andere soziale Themen für „Bestandsbürger”. Bürgermeister Münder betonte, die Schaffung der Stelle sei mehr als überfällig. Alle drei Bürgermeister seien sich im Vorfeld darüber einig gewesen.
Integrationsmanager Meinel, der als Zuhörer im Saal teilnahm, durfte sich dazu äußern. Er legte dar, dass pro SozialarbeiterIn ca. 300 Personen zu betreuen seien. Vorgesehen wären eigentlich 80-100 Personen.
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