Besiedlung Langenargens weitaus älter als 1250 Jahre

Pressemitteilung der Gemeinde Langenargen

Vortrag von Dr. Eric Breuer zu archäologischen Funden aus Langenargen

Begleitend zu der vom Langenargener Archiv organisierten Vortragsreihe zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Ortsgeschichte fand am vergangenen Samstag im Münzhof ein Vortrag zur Ur- und Frühgeschichte in Langenargen mit dem Archäologen Dr. Eric Breuer statt. Hierzu hatten sich 120 interessierte Besucherinnen und Besucher eingefunden.

Breuer hinterfragte gleich am Anfang die Idee einer 1250-Jahrfeier und stellte hierzu die herausfordernde Frage: „Wie alt ist Langenargen denn nun wirklich?“ Und tatsächlich handelt es sich bei der Ersterwähnung nicht um die eigentliche Gründungsurkunde Langenargens. Vielmehr wurde der Name eines Ortes „Argona/Arguna“ bei einem zufällig erhaltenen, schriftlich dokumentierten Rechtsgeschäft quasi als „Nebeneffekt“ der juristischen Konkretisierung einer Beurkundungssituation erwähnt.

Nach einer kurzen Zusammenfassung zur bisherigen Forschung zum Ortsnamen, stellte der Referent alle bislang bekannten archäologischen Einzelfunde aus Langenargen vor. Zeitlich begann er mit der Steinzeit, streifte die Bronzezeit, den Übergang zwischen Bronze- und Eisenzeit mit dem bekannten Schwert aus der Argen, stellte Funde aus der Eisenzeit vor, widmete sich schließlich intensiv der römischen Epoche und dem Frühmittelalter und diskutierte Fragen der Siedlungskontinuität. In diesem Zusammenhang hob er hervor, dass sich der bekannte alte Ortskern bei der St. Anna-Kapelle näher an der Schussen als an der Argen befinde. Zusammen mit dem Namen „Arguna“ könnte dies darauf hindeuten, dass ursprünglich ein noch älterer Ortskern an einer Furt oder Brücke an der Argen errichtet worden wäre – sozusagen „Ad Argunam“ – und möglicherweise erst nach einem Flusshochwasser und im Rahmen der Christianisierung zur neuen Ortskirche verlegt wurde.

Sodann stellte Dr. Eric Breuer archäologische Funde aus Langenargen vor, die der breiten Öffentlichkeit bislang völlig unbekannt waren. Erstaunt erfuhren die Zuhörer, dass längst eine größere Anzahl römischer Funde vom Gemeindegebiet bekannt ist und diese eine Besiedlung vom 1.-3. Jh. n. Chr. belegen. Schlüssel für weitere Ergebnisse zu Langenargens früher Geschichte seien möglicherweise die beheizten römischen Badeanlagen, da diese durch ihre stabile Konstruktion mit Tonnengewölben sowie brandfester Bauweise noch lange recht gut erhalten gewesen sein müssen. Mit Verweis auf andere Beispiele aus Süddeutschland vertrat Dr. Breuer die These, dass die Alemannen im frühen Mittelalter diese möglicherweise zum Teil für ehemalige Kirchen gehalten und in der Folge gehäuft als Grabkirchen genutzt hätten. Er regte dazu an, diese Siedlungsstellen näher zu erforschen, um mehr über das frühe Langenargen herauszufinden. In diesem Zusammenhang wurde die Bürgerschaft auch darum gebeten, Neufunde zu melden. Dr. Breuer wäre gerne bereit, Funde zu begutachten, denn es sei noch einiges an Arbeit zu tun. Um weitere Erkenntnisse zur frühen Geschichte Langenargens zu gewinnen, müsse die archäologische Forschung vor Ort vorangetrieben werden.

Die gut besuchte Vortragsveranstaltung vermittelte den Besuchern völlig neue Erkenntnisse der Archäologie, die wohl ohne den Anlass der 1250-Jahrfeier untergegangen wären.

Bildinfo:

Spätbronzezeitliches Griffzungenschwert der älteren/mittleren Urnenfelderzeit (um 1200 v. Chr.), gefunden 1951 im Bereich der Argenmündung bei Langenargen.
(c) Gemeinde Langenargen

AGORA-LA freut sich über Spenden, s.Impressum

Kommentar verfassen

Powered by WordPress.com. von Anders Noren.

Nach oben ↑

%d