Neunter November in Deutschland

Ein schwieriges Datum

In München hat man in diesem Jahr einen riesigen Stuhl vor dem Valentin Karlstadt-Musäum hier. aufgestellt, eine Installation, die symbolisch den Beginn des Hitlerputsches 1923 darstellen soll. „Als Hitler am Abend des 8. November 1923 im Bürgerbräukeller auf einen Stuhl stieg, markierte er damit den Beginn der Abschaffung der Demokratie mit den Mitteln von Gewalt, Propaganda und Einschüchterung. Der Stuhl ist der künstlerische Appell an die Gesellschaft, sich den rechtsextremistischen, antisemitischen und menschenfeindlichen Tendenzen der Gegenwart entschlossen entgegenzustellen.“ Hier. Der Putsch scheiterte, die NSDAP wurde im Reich verboten, Hitler wurden zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, schrieb „Mein Kampf“, kam nach neun Monaten wieder frei und kurz danach wurde die Partei neu gegründet. Im Programm die „Entfernung der Juden“.

Am 9. November 1938 waren dann die Folgen zu betrachten: Die 400 noch im Reich bestehenden Synagogen standen in Flammen. Um diesen 9. November nicht hinter dem Datum des Mauerfalls von vor 34 Jahren am 9. November 1989 verschwinden zu lassen, hat man sich auf den 3. Oktober als dem Tag der Deutschen Einheit als Feiertag geeinigt. Der 3. Oktober 1990 war der offizielle Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland. (Es gibt noch weitere 9. November als Schicksalstage der Deutschen hier.)

In der aktuellen aufgeheizten Stimmung sind solche Erinnerungstage besonders schwierig, aber umso wichtiger.Deshalb wird auf uns zu Recht besonders genau geschaut. In diesem Zusammenhang sind sowohl Antisemitismus als auch Islamfeindlichkeit zu verachten. Ergebnisse der jüngsten Studie zum Rassismus in Deutschland kann man hier nachlesen.

Dabei ist das Recht auf Meinungsfreiheit ein hohes Gut. Es darf auch Kritisches (vgl. Brief jüdischer Intellektueller hier, hier)über Israel gesagt werden, aber der 7. Oktober 2023 stellt eine Zeitenwende dar. Sie darf jedoch auf der anderen Seite nicht zur Islamphobie ausarten. Antisemitismus ist eben nicht nur importierter Antisemitismus, er ist in der deutschen Gesellschaft latent vorhanden( vgl. Antisemitismusbericht BW 2023 hier). Vielmehr bilden Empathie und Mitgefühl für das gegenseitige Leid das Fundament für ein friedliches Zusammenleben!

Weiterführendes:

Ex-Bundesinnenminister Gerhard Baum bei Lanz gestern hier. Er sagt an eine Stelle, dass die politische Bildung scheinbar versagt hätte. Mancher kenne unser Grundgesetz gar nicht.

Die Mittelkürzung für die Bundeszentrale für politische Bildung passt in dem Zusammenhang übrigens gar nicht, meint AGORA-LA. Offensichtlich reichen die Angebote der politischen Bildung in Schulen nicht aus, obwohl fächerübergreifend in Deutsch, Religion, Geschichte und Ethik das Thema immer wieder in unterschiedlichen Klassenstufen behandelt wird.

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