
Im heutigen Plenum der Veranstaltung in Lindau „Ring for Peace“ sprach unter anderem Dominik Bartsch, Vertreter der hohen UN -Flüchtlingskommission in Deutschland. Unter der Überschrift des heutigen Tages „Durch Unterstützung von gerechten und harmonischen Gesellschaften das Gemeinwohl für alle fördern“ zeigte er auf, dass die Präsenz von Geflüchteten hier bei uns auf Fehler von unserer Seite zurückgehen und dass mehr für Konflikt – Prävention getan werden müsste.
Zwei der Vertreter aus Uganda, Sheik Shaban Ramadhan Mubaje, ein muslimischer Vertreter und Grand Mufti des Uganda Muslim Supreme Council sowie der Erzbischof von Gulu in Uganda, John Baptist Odama beschrieben sehr anschaulich, wie sie gemeinsam die täglichen Herausforderungen der Geflüchteten aus dem Kongo und Südsudan bewältigen. Sie stemmen die Aufgabe trotz schlechterer finanzieller Ausstattung des UN-Flüchtlingswerkes. Deren Finanzmittel schrumpfen leider. Das Rezept von Ugandas Flüchtlingsmagement liegt swohl in der engen Zusammenarbeit der Vertreter beider Religionen begründet. Vor allen Dingen die Akzeptanz der Ankommenden als gleichberechtigte „citizens“ (Mitbürger). Übrigens: Gemeinwohl für alle zu fördern, betrifft jeden Mitbürger*in, egal woher er kommt, z. B. Teilhabe für alle an Bildung. So ging die Botschaft aus dem Untergeschoss der Inselhalle in die Welt:

Wie ist es nun gegenwärtig bei uns?
Dominik Bartsch erinnerte an die vorbildliche Willkommenskultur im Deutschland von 2015, aber musste auch feststellen, dass jetzt eine zunehmende Polarisierung in Deutschland zu beobachten sei. Was hilft? In erster Linie: Geflüchtete einladen, Zeit mit ihnen verbringen und zuhören, nicht über Geflüchtete reden! Auch waren sie sich einig, dass auf allen Ebenen ein offener Dialog der „Faith-Leaders“ (Glaubensführer) stattfinden müsse.

So einfach ist das. Denkt man, aber genau dieser Dialog fehlt bei uns.
Wer hat denn in LA einmal eine Wohnung mit Geflüchteten besucht? Wer kennt deren Sorgen? Warum schauen wir mit Gier und Neid auf die Geflüchteten, die zum großen Teil inzwischen arbeiten. Sie verrichten Arbeiten, die niemand sonst zum Mindestlohn machen will Warum ereifert man sich darüber, dass sie in einem Haus in zweiter Reihe am See wohnen? Hat man jemals mit den Bewohner*innen gesprochen, zugehört?
Und wann gibt es mal wieder ein Zusammentreffen mit allen Mitbürgern? Vielleicht sollten unsere beiden Kirchengemeinden einen Neuanfang wagen? Der ehemalige Asylkreis war ja mal bei der katholischen Kirche angesiedelt! Dass die Neubürger unsichtbar bleiben und wenig Kontakt zu den Einheimischen haben, ist kein Zeichen gelungener Integration.
In Uganda scheint es besser zu klappen. Was sagte Erzbischof Odama? Wir haben ein „listening ear“ (ein zuhörendes Ohr) in Uganda und dafür vielleicht weniger „greed” ( Gier). Hinzukommt, dass gerade die ärmeren Länder die Klimaflüchtlinge aufnehmen müssen, deren Lebensgrundlage die westlichen Industrienationen zerstören. Global ist heute auch kommunal. Kommunal kann von Afrika kontinental lernen.
Am Ende des Plenums im “Action Point on the Alliance of Virtue”rief Shaykh Hamza Yusuf, Vizepräsident, Forum for Promotion Peace in Muslim Societies, zu einer Allianz der Tugend auf. Tugenden, die in allen Religionen zu Hause sind: Nächstenliebe, Mitgefühl und Erbarmen.
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