
Die Sache mit den ausländischen Erntehelfern beschäftigt AGORA hier und hier jetzt doch seit einigen Tagen. Moralisch vor allen Dingen, weil die Spargelzeit begonnen hat und die Redaktion durchaus schon mal gerne Spargel isst. Und sie fragt sich nun, ob man es verantworten kann, sich dieses Luxusgemüse wenigstens ab und zu gönnen.
Nach dem Vorfall in der letzten Woche in Bad Krotzingen mit einem toten rumänischen Erntehelfer aus Rumänien, über den Medien u.a. hier berichteten, herrschte zumindest in der Redaktion Verunsicherung. Daher hat AGORA mal im Umfeld von LA in Tettnang beim Spargelhof Geiger nachgefragt.
Die erste Frage betraf die Unterbringung der Erntehelfer in Corona-Zeiten. Man habe in normalen Zeiten Platz für 20 Erntehelfer, die in einer extra für die Saisonarbeiter hergerichteten Wohnung untergebracht würden. In diesem Jahr seien jedoch nur wenige Arbeiter aus dem Ausland gekommen. Diese seien schon vor der neuen Regelung über die Einreise nach Deutschland vor Ort gewesen. Man habe jedoch bereits weniger Felder bestellt, weil man nicht damit gerechnet habe, dass die sonst übliche Zahl der ausländischen Erntehelfer einreisen dürfen. Auf die Frage, ob denn die Ernte ganz ohne ausländische Arbeitnehmer*innen zu bewältigen sei, hieß es: Nein, die ausländischen Erntehelfer seien viel schneller, für einen polnischen Arbeiter brauche man in der Regel zwei bis drei deutsche Arbeiter*innen. Das läge auch daran, dass die deutschen Arbeitnehmer*innen nicht so viele Stunden arbeiten könnten oder wollten. Auch habe man in der aktuellen Situation gerade Kurzarbeiter*innen eingearbeitet und deren Betriebe hätten nun wieder geöffnet, so dass diese Arbeitskräfte nun zurück an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz gingen.
Agora hat nach diesem Gespräch, beruhigt über die Situation vor Ort, Spargel eingekauft und genossen. Spargel ist wahrlich Luxus, aber auch für die weiteren zu erntenden Gemüsesorten und Früchte werden in der Landwirtschaft in dieser Saison ausländische Helfer gebraucht. Es ist zu wünschen, dass sie genauso gut untergebracht werden wie dort in Tettnang. Dafür müssen wir als Verbraucher vielleicht mal etwas mehr Geld auf die Theke legen.
Ergänzungen:
Leider gibt es wie überall schwarze Schafe, die ihre Arbeiter nicht immer menschenwürdig unterbringen. Auch sind die Bestimmungen zur Unterbringung der Menschen in Corona-Zeiten recht vage und stehen bis heute seit Anfang April lediglich als Konzept auf der Homepage des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Dort heißt es :
“Mit Ausnahme von Familien gilt eine Zimmerbelegung mit maximal halber Kapazität. In den Unterkünften gelten strenge Hygienevorschriften, die in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung gestellt werden.”
Der Bundesinnenminister, der das Papier mit verfasst hat, sekundiert der Landwirtschaftsministerin mit diesen Worten:
„Die strengen Vorgaben des Infektionsschutzes treffen unsere Bevölkerung hart. Das gilt auch für die Wirtschaft und die Landwirtschaft. Die Maßnahmen sind erforderlich, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Dabei ist es wichtig, Voraussetzungen zu schaffen, damit wir auch während der Pandemie Staat und Wirtschaft am Laufen halten. Heute ist es uns gelungen, einen Weg zu finden, den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der Ernten miteinander in Einklang zu bringen. Mein Haus hat in enger Abstimmung mit allen Beteiligten Regelungen erarbeitet, die nun zügig umgesetzt werden.“
Ihm geht in erster Linie um den Schutz der Bevölkerung, weniger um den der ausländischen Arbeitnehmer!
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