Taktieren mit der mit Aufsichtspflicht

Es ist leider so: In der Regel sind KultusministerInnen nicht mit der Organisation von Schule vertraut und kennen das Innenleben einer Schule höchstens aus der eigenen Schulzeit. Das trifft für die jetzige Kultusministerin, Frau Dr. Susanne Eisennmann, aber auch für ihren Vorgängern Spitzenkandidat der SPD, Andreas Stoch, zu. Der ist Jurist, aber Schule können ja alle.
Eisenmann schafft ab dem 15.03.2021 in Schulen Experimentierräume, die in den naturwissenschaftlichen Abteilungen mancher Schulzentren ihres gleichen suchen. Und das auch noch ohne Aufsicht. Denn wie die Opposition am letzten Freitag den Brief von der Kultusministerin an die Schulen sehr richtig interpretiert, brauchen die Lehrkräfte einen Klon von sich. Oder wie sollen sie die in anderen Räumen untergebrachten Klassenteile sonst unterrichten? Was ist mit der Aufsichtspflicht, die im normalen Schulbetrieb schon oftmals kaum aufrecht zu halten ist? Wie oft mussten Lehrkräfte in Krankheitsfällen bereits vor Corona andere Klassen mit betreuen, weil Vertretungen fehlen?
Die Kultusministerin schreibt einen Brief nach dem anderen an Kollegien, denen nur mit einem blauen Brief der Kollegien und Elternvertretungen geantwortet werden kann. Hier ein Kommentar beim Bildungsserver NEWS4TEACHERS.
Sie meinen, das Thema geht Sie nichts an, Sie haben keine schulpflichtigen Kinder oder gar keine?
Doch, es betrifft uns alle. Schule wird bei dieser Planung zum Superspreader-Event für alle. Und das nur zwei Woche vor den Osterferien, aber unmittelbar zur Wahl in BW. Wenn das schief geht, sitzen wir alle Ostern zuhause und es wird wieder nichts mit dem Eiersuchen mit Oma und Opa.
Was macht wohl die Ministerin nach der Wahl, wenn sie nicht Ministerpräsidentin wird? Die Umfragen lassen dies ja vermuten. Wenn die CDU wieder mitregiert, wird die jetzige oberste Dienstherrin der LehrerInnen weiter die Fürsorgepflicht für ihr Personal vernachlässigen? Denn die Lehrerschaft hat bei Schulöffnung höchstens die erste Impfung bekommen. Wie wird sie bis zur zweiten Impfung geschützt? Wie werden die Schnelltests an den Schulstandorten gewährleistet? Fährt die engagierte Lehrerschaft vor Schulbeginn noch beim nächsten Discounter vorbei? Gilt das dann als Dienstfahrt?
Und wo sind eigentlich die Personalräte? Die sollten sich mal um Arbeitsschutz kümmern. In diesem Fall trifft es uns alle, nicht nur den Mikrokosmos Schule.

++++Aktualisierung, 8.03.2021, 23.37 Uhr ++++
Jetzt wurde wohl heute nachgebessert und wieder Post an die Schulen verschickt. Eine Ergänzung zum Schreiben der Ministerin (s.o) vom Ministerialdirektor für den Schulbeginn am 15.03.2021.
Ein Auszug: „[. . . ]Auch wenn ebenso wie für den Präsenzunterricht der Abschlussklassen kein förmliches Abstandsgebot gilt, soll im Rahmen der personellen und räumlichen Ressourcen ein Abstand auch zu und zwischen den Schülerinnen und Schülern gewährleistet werden. Dies kann z.B. bei Bedarf erfolgen
+ durch die Nutzung größerer Räume (soweit verfügbar) oder
+ durch die Aufteilung der Klasse auf zwei Unterrichtsräume im Rahmen der verfügbaren personellen Ressourcen. Denkbar ist der Wechsel zwischen lnstruktions- und Arbeitsphasen, wobei z.B. Sportlehrkräfte als weitere Aufsichtspersonen eingesetzt werden können. Auch das Unterrichtsstreaming ist eine Möglichkeit, Klassen auf zwei Räume aufzuteilen, um Abstandsmöglichkeiten zu schaffen.”
Da hat man wohl doch bemerkt, dass das Klonen der LehrerInnen in zwei Räumen nicht so einfach ist. Dieses Ministerium zeichnet sich immer wieder durch Realitätsferne aus und der Ministerialdirektor muss es jetzt zusammen mit den KollegenInnen für Leibesübungen richten. Oder doch direkt beim Aldi unterrichten (s.o.)?
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