Was ist das denn?

Anzeige in der taz

Da blättert man in der letzten Wochenendausgabe der taz, die deutschlandweit erscheint, und bleibt auf Seite 5 bei einer ziemlich großen Anzeige, grün eingerahmt, hängen:

taz: 28./29.08.2021, Foto: AGORA-LA (nicht zu verlinken)

Der Wahlkampf dümpelt ja trotz des überall diskutierten Triells vom letzten Sonntagabend bei RTL eigentlich so dahin. Nicht nur die GRÜNEN haben Probleme mit ihrer Kandidatin. Auch der stets lachende Armin Laschet hat in so manches Fettnäpfchen getreten, so dass der sich freuende Dritte im Moment Olaf Scholz zu sein scheint.

Was AGORA-LA interessierte: Wer steckt hinter der Anzeige, deren Verantwortlicher auch noch aus der AGORA -LAs Heimatstadt kommt? Zunächst habe ich mal hier bei einem grünen Gemeinderat nachgehakt. Auch dort war eine gewisse Ratlosigkeit zu spüren. 

Vielleicht jemand, der bewusst eine Kampagne gegen die GRÜNEN startet? Eher nicht. Es ist ein Menschenfreund und Hausbesitzer, der sich sozial engagiert und in Düsseldorf im Stadtteil Flingern Häusern bunte Fassaden verpasst. Hier. Nach dem Vorbild von Friedensreich Hundertwasser macht er die Wohnwelt etwas bunter: Hans-Rainer Jonas. Der steckt dahinter. AGORA-LA hat ihn kontaktiert und nach seiner Motivation gefragt. Schließlich wohne ich ja immer noch im Rheinland hier am See. Der Düsseldorfer hat  geantwortet:

Hallo Frau Krieg,

Die taz-Anzeige ist das Resultat einer familiären Diskussion und begründet mit der Furcht, dass die Grünen mal wieder als kleinerer Koalitionspartner über den Tisch gezogen werden könnten.
Es steht keine Gruppierung dahinter – wenn es Sie interessiert, senden wir Ihnen gern eine entpersonalisierte Zusammenfassung der mails zu, die wir daraufhin bekommen haben.
Die Anzeige habe ich auch privat finanziert.

Mit freundlichem Gruß

Hans Rainer Jonas

So ist das also. Eine Auswahl der Mails, die er bekommen hat, veröffentlicht AGORA-LA hiermit. Sie verdeutlichen recht gut, wie die Anzeige deutschlandweit aufgenommen wurde.

„Sehr geehrte Frau Jonas-Bretscher,

Sehr geehrter Herr Jonas,

Wenn Ihr Aufruf Erfolg hätte, wäre meine aktuelle sichere Stimme für die Grünen weg.

Um es kurz zu halten: Es geht um das Programm!

Ihr Aufruf hat mich überrascht, allerdings negativ.

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Liebe Katja,

Lieber Hans- Rainer,

ganz vielen und herzlichen Dank für Eure Anzeige. Zweimal bereits habe ich Michael Kellner angeschrieben mit der gleichen Botschaft Eurer Anzeige.

Wenn sich in den nächsten Tagen immer noch nichts bewegt, finanziere ich die nächste Anzeige mit. Dann eine halbe Seite. Wenn dann immer noch nichts geht, eine ganze Seite. 

Der ganze Aufbruch vom Frühjahr ist weg.

Höchste Zeit für den Wechsel.

Liebe Grüße und nochmals Danke

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Sehr geehrte Fam. Jonas, 
Ich habe gerade Ihre Anzeige in der taz gesehen zum Thema Baerbock durch Habeck ersetzten. 
Ich möchte nur zum Ausdruck bringen: ich bin nicht Ihrer Meinung. 
Ich schreibe das nur, falls Sie immer von allen Bestätigung finden sollten. Es sind nicht alle Grünen und Grünen-Wähler*innen Ihrer Meinung. 
In der politischen Zielsetzung bin ich natürlich bei Ihnen aber zu suggerieren mit Habeck bekäme man konsequenter Weise die benötigten 26-28% ist völlig unzulässig. 
Sie sollten sich die Mühe machen zu fragen, wer die Partei vielleicht nicht mehr wählt, wenn dieser von Ihnen gewünschte Tausch stattfände.
Und by the way ist Fau Baerbock eine inhaltlich sattelfeste sehr kompetente Politikerin. 
Herzliche Grüße

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Guten Tag Frau Jonas,
Mit Erschrecken habe ich heute ihre Anzeige in der taz gelesen. Das letzte, was die Grünen brauchen, ist eine Spaltung 1 Monat vor der Wahl! Werden Sie bezahlt dafür? (Wahlkampf undercover, ARD Mediathek). Was nötig ist, ist die Doppelspitze hervorzuheben: mit Baerbock wählt man gleichzeitig auch Habeck und damit doppelte Kompetenz!
MfG  

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liebe grüne,

ausdrücklich schliesse ich mich dem aufruf in der taz vom 28./29.08.2021 an. 

ich wünsche mir robert habeck als kanzlerkandidaten.

es macht mich krank mir vorzustellen, dass  die großartige chance, jetzt vom kanzlerinnenamt die wichtigen schritte nachhaltig beeinflussen zu können, vertan wird.

ich wende mich mit dem aufruf nicht gegen annalena baerbock, der ich eine hohe kompetenz und energie bescheinige. eine wechsel würde noch einmal zu einer initialzündung bei unentschlossenen führen. von allen seiten höre ich:  ja die grünen schon aber die baerbock nicht. es wurden fehler gemacht. darauf sollte man reagieren.

ich konnte meine immer seit jeher die csu wählende mutter überzeugen diesmal die grünen für die zukunft ihrer enkel und urenkel zu wählen. 

bitte springt auch ihr über euren schatten.  ( Anm. AGORA-LA:Kleinschreibung übernommen)

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Soweit die kleine Auswahl an Reaktionen. AGORA-LA hat noch einmal bei Hans -Rainer Jonas zu seiner  Mitgliedschaft bei den GRÜNEN nachgefragt. Hier kommt seine Antwort:

„Ich bin Jahrgang 1949 und seit die Grünen wählbar waren und sind (kommunal, im Land und Bund) habe ich sie immer gewählt.Einzige Ausnahme war die Kommunalwahl 2020 in Düsseldorf . Weil die Grünen in Düsseldorf die Einrichtung eines wirklich tollen Umweltzentrums am Kirchplatz zu gunsten des Erhalts einer unterirdischen Tiefgarage (die meist halb leer stand und sich für den Betreiber nicht lohnte) abgeschmettert haben. Da hab ich mich dann für die neu gegründete Klimaliste Düsseldorf in einem Stadtteil aufstellen lassen. Ich verfolge die Entwicklung der Düsseldorfer Grünen, seit es sie gibt und bin als Meckerer bei ihnen bestens bekannt. Mittlerweile sind sie Berufspolitiker und hauptsächlich mandatsorientiert und Koalitionspartner der CDU, dessen Bürgermeister mit dem Slogan “Staufreies Düsseldorf” gewonnen hat. Er hat dann sofort die breiten Radwege, die von der Rot-Grün-Gelben Vorgängerkoalition eingerichtet wurden, entfernen lassen.Meine Einschätzung der Düsseldorfer Grünen lautet schon lange “die so tun als ob” – und deshalb bin ich da nie eingetreten. In Köln hätte ich das vielleicht getan, aber Fraktionszwang liegt mir nicht…Als die Klimaliste sich dann auch bei der Bundestagswahl aufstellen lassen wollte, habe ich dagegen argumentiert, damit sie den Bundesgrünen nicht noch Stimmen klauten, die dringend gebraucht würden um die Kanzlerschaft zu erreichen.

Meine beiden Briefwahlstimmen für die Grünen sind also schon seit letzter Woche im Wahlamt abgegeben.“

So, da weiß man Bescheid. Nein, es war niemand im Hintergrund, der die GRÜNEN undercover sozusagen als Troll in ein schlechtes Licht stellen wollte. Die Anzeige provoziert offensichtlich Reaktionen in der eigenen Wählerschaft. Ob es den GRÜNEN gefällt oder nicht, es wird überregional deutschlandweit reagiert und darüber gesprochen. Das zeigen die Adressen der Mail-EinsenderInnen.

Ein Tipp zumThema: Vorgestern hatte Markus Lanz Michael Kellner zu Gast hier. Er nimmt als Wahlkampfchef von Bündnis 90/Die Grünen Stellung zur Strategie im Kampf ums Kanzleramt und zum Machtanspruch seiner Partei sowie zu möglichen Koalitionsbündnissen. Derweil gibt es hier die aktuellen bunten Säulen des Politbarometers.

Und was macht unsere sich ständig verändernde Plakatwand in der Andreas-Bruggerstraße, an der Einflugschneise von AGORA-LA? ( AGORA-LA berichtete hier ) Dort fehlt das Plakat der GRÜNEN. Haben sie dort aufgegeben?

Spenden gerne auf das folgende Konto: DE807601 0085 0975 1838 52, Postbank, Stichwort AGORA-LA

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