Bürgermeister Ole Münder
Corona beherrschte im letzten Jahr bereits den Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters. Leider bestimmt die Entwicklung der Pandemie immer noch den äußeren Rahmen der Vereidigung. Immer noch maskiertes Publikum. Wer hätte das gedacht?
Einige Gedanken zu dieser Vereidigung:
Wenn man im Publikum sitzt und an dieser außerordentlichen Gemeinderatssitzung als Beobachterin teilnimmt, so denkt man mit Schrecken an die Zeit von vor einem Jahr, als immer von Spaltung, Gräben und Hindernissen in Langenargen die Rede war, in einer demokratischen Auseinandersetzung um ein öffentliches Amt.
Der vorgestern frisch vereidigte Bürgermeister Ole Münder hat zwar eine zarte Mehrheit von nur 86 Stimmen erhalten, aber so ist Demokratie. Fast ein Jahr Warten auf die Vereidigung bedeutet, dass der zu Vereidigende auf der Bühne weiß, worauf er sich einlässt. Welche Projekte mit welchen unvorhersehbaren Tücken ihn erwarten. Einige hat er genannt, beispielsweise das Feuerwehrhaus. (vgl. Schwäbische Zeitung hier)
Die stellvertretende Bürgermeisterin, Susanne Porstner (Freie Wähler Vereinigung, FWV)) hatte zuvor in ihrer Rede dargelegt, worauf es Bürgermeister Münder ankommt, mit welchem Anspruch er angetreten ist: Es ist der Dialog mit den Menschen, das Ernstnehmen des Gegenübers und das Zuhören beim Schwätzchen auf dem Markt. Aber eben auch die Auseinandersetzung mit der anderen Meinung. Diesen Anspruch hat der Kandidat im Wahlkampf immer wieder formuliert. Das ist anstrengend, aber dafür hat LA mit einer Wahlbeteiligung von 65,53 Prozent vor fast einem Jahr gestimmt. Dieser Anspruch ist für alle Beteiligten herausfordernd. Dialog bedeutet auch für die EinwohnerInnen: Sich zu beteiligen, sich nicht zurückzulehnen und auch offen zu kommunizieren. Das ist Arbeit. Einen Vorgeschmack auf diese Arbeit gab es bereits mit den zahlreichen Rundgängen im Ort, die Teilnahme an Gesprächsformaten oder demnächst der Besuch der Einwohnerversammlung. Außerdem finden seit eh und je jeden Monat Gemeinderatssitzungen statt, an denen man teilnehmen kann. Egal welche Mehrheiten es gibt oder welcher Bürgermeister den Vorsitz hat. Dort ist der Platz für das Ringen nach Lösungen, aber auch für die faire Auseinandersetzung. Bei diesem Ringen zuzuschauen schafft Transparenz, Durchblick bei komplizierten Sachverhalten, die den Ort und seine Menschen betreffen.
Ja, die Erwartungen sind hoch. Die stellvertretende Bürgermeisterin Porstner zitierte ein afrikanisches Sprichwort: „Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.“ Das gilt für uns alle nicht nur in Langenargen.
Eine Bürgermeistervereidigung ausgerechnet an einem 9. November, den Bundespräsident Steinmeier als einen Tag zum Nachdenken über das Land bezeichnete, könnte auch eine Verpflichtung für unseren Ort sein.


Der essbare Schlüssel zum Rathaus (c) Gemeinde Langenargen
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