Wie ist es bei uns?

„Die eigene Wohnsituation hat einen starken Einfluss auf die individuelle Lebensqualität und die gesellschaftliche Teilhabe.“ Wer hätte das gedacht? Dieser Satz steht in der Einleitung der Kurzananlyse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, mit dem Titel „Entwicklungen in der Wohnsituation Geflüchteter“
Gerade heute erreicht mich notfallmäßig ein Anruf aus einer Unterkunft in Kressbronn. Dies ist nicht der erste Anruf in den letzten Tagen, da offensichtlich die professionellen Helfer*innen nicht verfügbar sind. Seit einer Woche ist der Integrationsbeaufragte im Urlaub und alle drei Gemeinden müssen bis zum Ende der Ferien mit einem Integrationsmanager auskommen. Am 13.9.2020 endet die Frist der Bewerbung für eine(n) neue(n) Mitarbeiter*in. AGORA berichtete hier. Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter die gesamte kommende Woche allein für die drei Gemeinden (ca. 300 Menschen) zuständig ist. Wie soll das zu bewältigen sein ?
Alle Anrufe haben mit den beengten Wohnverhältnissen und deren mangelhafter Ausstattung zu tun.
Im Fall der Familie, die glücklicherweise aus der Baracke ausziehen konnte, wurde AGORA auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Ravensburg durch die Pressestelle mitgeteilt, dass das Ermittlungsverfahren derzeit noch nicht abgeschlossen ist. Nach dem aktuellen Sachstand werde die Tatverdächtige wegen gefährlicher Körperverletzung angezeigt. Die Tatverdächtige war in dem Mehrfamilienhaus mit Pfefferspray auf die danach „umgesetzte“ Familie losgegangen. So viel zum Zusammenleben. Mit so wenigen Stellen schaffen wir die Aufgabe der Integration nicht.
Aktualisierung:
Die Mieten der Unterbringung geflüchteter Menschen findet man in den jeweiligen Obdachlosensatzungen der drei Gemeinden des Gemeindeverwaltungsverbandes Eriskirch-Kresssbronn -Langenargen (GVV EKL). Satzung Langenargen hier, Kressbronn hier. Für Eriskirch wurde eine solche Satzung g nicht gefunden. Dort gibt jedoch eine Anschlussunterbringung für Flüchtlinge am Naturschutzzentrum. Die Höhe der Mieten dort sind nicht zu finden. AGORA war vor Ort und hat auch dort sehr beengte Wohnverhältnisse angetroffen.
Der SPIEGEL berichtet hier heute über die Kritik des Bundesrechnungshofes an überteuerten Mieten für geflüchtete Menschen. Der Bundesrechnungshof kritisiert, dass die kommunalen Träger oft überteuerte Mieten für die Unterkünfte verlangen.
AGORA hatte zu den Zuständen in den Unterkünften bereits hier geschrieben.
7.9.2020, 9.17 Uhr
Ergänzung
Die Sitzung des Haushaltsausschusses von gestern ist in der Mediathek des Parlamentsfernsehens zu sehen. Der Beitrag des Bundesrechnungshofes ab Min.53ff. Die gesamte Sitzung befasste sich übrigens mit den finanziellen Entlastungen für die Kommunen aufgrund von Corona.
Kommentar verfassen