Dienstherrin und Kandidatin

Mit Fürsorgepflicht ?

Es existiert ein Brief ( 25.02.2021 )der obersten Dienstherrin der Lehrerschaft und CDU-Kandidatin für den Ministerpräsidentenposten in BW, Susanne Eisenmann, der an die Schulleitungen gerichtet ist. Worum geht es ?

Um die Fürsorgepflicht der Dienstherrin für das ihr anvertraute Personal. Sie schreibt, dass es aus organisatorischen Gründen nicht immer möglich sei, dass Impftermine außerhalb der Unterrichtszeit angeboten werden. Und weiter: „lch bitte Sie daher herzlich darum, dass sich die Schulen in diesem Sinne möglichst flexibel zeigen. Stellen Sie lhre Lehrkräfte beim Vorliegen von lmpfterminen während der Unterrichtszeit bitte daher großzügig vom Dienst frei. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass die ausgefallenen Unterrichtsstunden nachgeholt werden. [….]Auch ist zu beachten, dass das Impfen und die notwendige An-und Abreisezeit keine Arbeitszeit und keine Dienstreise darstellt.“ Aha.

Da die Terminvergabe in FN sich äußerst schwierig gestaltet, sind viele LehrerInnen gezwungen, weite Wege zu fahren. Also Privatvergnügen? Nein. Zwar findet man bei der Landesunfallkasse BW nach Recherche von AGORA nur die folgende Empfehlung:„ Der Versicherungsschutz besteht dabei auch auf den mit der Schnelltestung verbundenen Wegen (sofern in Arztpraxis, Apotheke, Schnelltestzentrum etc. durchgeführt). 
Sofern eine Verletzung auftritt, die eine ärztliche Behandlung oder eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen nach sich zieht, bitten wir um Meldung auf dem regulären Weg über unser Online-Portal.“ Es ist daher anzunehmen, dass die Wegeversicherung für LehrerInnen, die während der Dienstzeit einen Impftermin wahrnehmen müssen, genauso greift wie auf dem Weg zum Testen.

Der Hinweis der Dienstherrin auf den nachzuholenden Unterricht, unterstellt Kollegien, dass sie versuchen „blau zu machen“. Die Organisation von Vertretungsunterricht in Zeiten knappen Lehrpersonals ist eine Herausforderung. Das war bereits vor Corona so, weil der Vertretungspool für LehrerInnen immer schon schlecht bestückt war. In diesem Pool sind übrigens häufig PensionärInnen gelistet und kommen gerade jetzt zum Einsatz. Erst seit gestern kann für ihren Schutz gesorgt werden, weil der AstraZenaca-Impfstoff auch für die über 65-Jährigen zu  Verfügung steht.Bis dahin hat man sich darüber gar keine Gedanken gemacht.

Also, dieser Brief an die Schulleitungen verkennt die Realität im Schulalltag völlig. Die  jetzt aufkommende Diskussion zur Verkürzung der Sommerferien bedient das Vorurteil, dass LehrerInnen sowieso zu viel Ferien haben. Das Nachholen des versäumten Stoffes sollte über andere Wege laufen. Es braucht eine individuelle Förderung außerhalb von Schule. Die gibt es gerade für Kinder aus so genannten bildungsfernen Elternhäusern bereits jetzt schon. Allerdings wissen die wenigstens Eltern das. Auch ist diese für Förderschulkinder nicht vorgesehen. In Zeiten von Corona wird sie genehmigt, wenn die Schule einen solchen Antrag unterstützt.

Vielleicht sollte die Kultusministerin ihre Schulleitungen über diese Möglichkeiten der Förderung und Entlastung der Elternhäuser und Schulleitungen mal nachdenken und informieren. Man kann die lang vor Corona bestehenden Probleme der Lehrerversorgung nicht einfach durch „Liebesbriefe” mit handschriftlich formulierten „besten Wünschen in diesen so herausfordernden Zeiten” kleinschreiben.

Nachtrag zum Impftourismus: HIER Bodenseekreis und HIER Tuttlingen

Zum Thema Förderung eine bedrückende Dokumentation auf ZDF Zoom Hier: Kinder im Shutdown

Und noch ein Brief an die Kollegien von heute zur Schulöffnung am 15.03.2021. Der Inzidenzwert liegt heute im Bodenseekreis bei 77. Da kann man nur hoffen, dass das Test-Mangement bis zum 15.März gut läuft und die Lehrerschaft sich nicht irgendwo auf der Autobahn zu einem Impfzentrum befindet, während die Stundenplaner den Vertretungsunterricht organisieren.

5.03.2021, 20.38 Uhr

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