Langenargen: „Wir haben ein Problem“

Obdachlosigkeit

Ein Aspekt beim Thema bezahlbarer Wohnraum ist völlig untergegangen: Die Obdachlosigkeit in unserer Gemeinde.

Es wird lamentiert, dass Familien angeblich aus LA wegziehen müssen, weil sie hier keinen Grund und Boden finden. Es gibt eine Unterschriftenliste von 274 „Bauwilligen“ (Anm. AGORA-LA: gemeint sind wohl eher 274 UnterstützerInnen des Einwohnerantrages). Es hätte eigentlich eine Unterschriftenliste derjenigen geben müssen, die am Ort keine Stimme haben. Eine Liste der MitbürgerInnen, die keine Mietwohnung finden und aus dem Status der Obdachlosigkeit nicht herauskommen, egal welcher Nationalität.

Die, die wir nicht sehen. Die, deren Kinder unsere Schulen und Kindergärten besuchen. Die, die den Altersdurchschnitt mit ihren Kindern LA senken.

Oft genug wurde an dieser Stelle über die Unterkünfte, die unter das Obdachlosengesetz fallen, berichtet. Hier. Die Baracke am Strandbad beispielsweise, die wegen ihres maroden Zustandes nicht mehr benutzt werden kann. Sie zählt trotzdem weiterhin als Unterkunft, obwohl sie unbewohnbar ist. Hier ( Liste der Unterkünfte im Anhang) Auch die Unterkunft am Amselweg, die mit zwölf Menschen zu belegen wäre, fällt in Zukunft weg. Das Haus wird abgerissen, um dann neu mit Wohnungen bebaut zu werden. Ob es dort dann Mietwohnungen für weniger Betuchte geben wird? Mit anderen Worten: Es werden mit der Baracke an der Unteren Seestr.110/1 und dem Amselweg insgesamt mit einem Schlag 18 Plätze fehlen. Auch die Wohnung am Föhrenweg ist wegen eines Wasserschadens nicht zu belegen. ( Zum Zeitpunkt des Berichtes Integration im Dezember 2021)

Sehr eindrücklich hatte Mirko Meinel als Integrationsbeauftragter der drei Gemeinden im Gemeindeverwaltungsverband Eriskirch-Kressbronn a.B. -Langenargen ( GVV E-K-L) im Rahmen seines Berichtes im Gemeinderat hier ausgerufen: „Liebe Gemeinderäte und Gemeinderätinnen, Sie haben ein Problem! Wenn die Situation so bleibt, dann reden wir spätestens 2024 von der Belegung von Turnhallen!“ Es betraf ausdrücklich LA. Er verwies darauf, dass wir bisher nur über die Runden kamen, weil die Nachbargemeinden Eriskirch und Kressbronn bisher mit Wohnraum ausgeholfen haben.

2024 sind Kommunalwahlen. Ob es dann vielleicht jemanden interessiert? Ob dann mal jemand endlich hinsieht? Ob ein Gremium wie der Gemeinderat vielleicht doch mal die Unterkünfte in Augenschein nimmt?

Die Geflüchteten, die über Jahre jetzt unter uns leben, als Minderjährige in LA ankamen, jetzt teilweise ihre Schulabschlüsse gemacht haben und volljährig wurden, bekommen nun eine Chance, nach dem Integrationsaufenthalt (spezieller Aufenthalt für gut integrierte Jugendliche) die Einbürgerung zu erlangen. Die wird jedoch nur gewährt, wenn sie eine Wohnung außerhalb des Obdachlosenrechtes anmieten. Das ist kaum möglich. Übrigens, die hier gemeldeten Geflüchteten werden selbstverständlich mit in die Bevölkerungsstatistik eingerechnet. Eine politische Stimme bekommen sie hier jedoch nur über die Einbürgerung.

(Es wird übrigens ganz akut ein Zimmer für einen jungen Mann in Ausbildung/ Berufsfachschule RV dringend gesucht, volljährig, außer eigene Wohnung alle Bedingungen zur Einbürgerung erfüllt, zur Zeit wohnhaft in der Anschlussunterkunft Oberdorf)

Man darf also gespannt sein, in weit die künftige Wohnbedarfsanalyse auf die Problematik der Obdachlosigkeit in LA eingeht. Wenn Turnhallen wieder belegt werden müssen, ist das dann ein Zeichen eines guten sozialen Miteinanders?

AGORA-LA freut sich über Spenden, s.Impressum

Ein Kommentar zu „Langenargen: „Wir haben ein Problem“

Gib deinen ab

  1. Es ist wohltuend, dass hier den Menschen eine Stimme gegeben wird, die sonst in der Gesellschaft nicht gehört und berücksichtigt werden. Erst recht gehören Sie nicht zum Klientel der Architekten der Häuslebauer.

Kommentar verfassen

Powered by WordPress.com. von Anders Noren.

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: