Eine Groteske im Rampenlicht
Über das absurde Theater, das seit Monaten im Ort zu Aufführung gelangte, wurde bereits hier geschrieben.
Jetzt öffnet sich der Vorhang für den Schlussakt des Stückes. Wir schlagen also ein letztes Mal ein fiktives gelbes Reclam-Heftchen auf und sehen auf dessen erster Seite das Personenverzeichnis der auftretenden Personen. Die Rollen wurden bereits zuvor über die wochenlange Spielzeit vergeben:

Die Rolle der „Handlanger” sind am Ende der Personenliste zu vermuten, sogar gleich viermal: „Die Vier von PRO BAU“, die einmal in ihrem Leben eine vermeintlich tragende Rolle spielen wollten, auf den Brettern der Kommunalbühne. Ihre Arbeit ist getan. Nun treten sie ab. Im Textbuch heißt es dann immer in der Regieanaweisung „Alle Vier ab.“
Ein letztes Mal treten sie nun jedoch in einer Abschiedsszene auf ihrer Homepage (ein letztes Mal dieser Link!) auf. Sie bedanken sich dort nicht nur beim Publikum, sondern auch bei ihren Gönnern. Letztere hatten die Vier zwar nicht auf den Brettern der Welt, sondern auf denen einer nur scheinbar idyllischen Gemeinde spielen lassen: Die CDU und die Freie Wähler Vereinigung.
Bei ihnen bedanken sie sich dann auch artig: „ [. . ] bei der CDU, allen voran mit Rainer Terwart, mit ihren Aktivitäten bei der FWV, insbesondere bei Susanne Porstner und Albrecht Hanser, mit ihren Aktivitäten [. . .]“ So heißt es in ihrem Textbuch auf der Homepage. Die Vier haben damit ihre Rolle als „Handlanger“ für beide Fraktionen erfüllt: Bei den Freien Wählern unsichtbar hinter den Kulissen, während sie auf der CDU-Homepage mit ihrem Flyer unübersehbar im Rampenlicht standen. So konnten sie ihre Rolle als „Handlanger“ geräuschvoll vor Publikum erfüllen. Als Diener beider Herren wurden die Vier vorgeschickt, warben -häufig in unflätiger Sprache gegen andere- für die immer wieder wechselnden Bebauungsideen, für ein Kombimodell, für kommunalen Wohnraum, für Eigentum für junge Familien, für bezahlbaren Wohnraum im Plusenenergie-Standard noch dazu mit einer Tiefgarage.

Souffleure gab es natürlich auch, erst etwas laut, am Ende fast lautlos. Ein von der Architektenzunft eingeflüstertes Modell haben die Vier angepriesen, das offensichtlich für ihre Gönner selbst nach dem gewonnenen Bürgerentscheid nicht mehr ganz durchschaubar ist. (vgl. aktueller MOBO Nr.28, redaktioneller Teil, S.8) „Schnell umsetzbare Ideen sind nun gefragt”, wird u.a. Andreas Vögele (CDU) zitiert. Ihre Ideen haben sie doch bereits wochenlang angepriesen, auch mit einem Bühnenauftritt. Hier.
Ähnliches war am letzten Dienstag hier in der Schwäbischen Zeitung bereits seitens der Fraktion der Freien Wähler zu hören: „Einfamilienhäuser wird es dort sicher nicht geben, das geht nicht mehr,” so die Fraktionsvorsitzende Porstner. Ob manchen der Text des Stückes plötzlich entfallen war? Ein Filmriss- und keiner wusste zu helfen ? Oder glauben die Bebeauungsbefürworter jetzt selbst nicht mehr an ihre eigenen Ideen (Kombimodell)? Wer hat denn hier die Regie geführt? Neuer Text? Umbaupause?

In der Abschiedszene der Vier heißt es dann auch noch, nachdem sie sich sogar beim Bürgermeister für „ihre harte Kritik“ entschuldigt haben: „[ … ]Es würde noch viel zu sagen geben, aber wir Vier verabschieden uns nun wieder aus der Kommunalpolitik und überlassen das Feld den Entscheidungsträgern, die jetzt hoffentlich die notwendigen klugen Schritte gehen, damit die „richtigen Leute“ am Mooser Weg ein Zuhause finden [. . .]“
Wer wohl mit den „richtigen Leuten“ gemeint sein soll? Wer sortiert nach welchen Kriterien in richtig und falsche Menschen ? Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Anspielung an das Märchen Aschenputtel auf der Bühne?

Schon beobachtet man die nach Luft schnappenden Zuschauer, die hektisch nach ihren Fächern greifen. Ein Lüftchen der Empörung macht sich in der drückenden Hitze des Theatersaales breit. „Hätte man sich nicht doch mit den despektierlichen Sprüchen der Vier direkt auseinandersetzen müssen?”, haucht es vorsichtig mit verhaltenem grünen Atem in den Zuschauerreihen. Der zaghafte Einwurf wird vom plötzlich erlösendem Theaterdonner im Saal übertönt. Die vielen Ungereimtheiten der „Handlanger”, die Zweifel an Verwaltung, Gemeindeordnung, ja sogar an der Demokratie (vgl.hier) und das lautstarke Gezeter über unliebsame Presseartikel geht im Theatergewitter unter.
Es fehlt jetzt nur noch der „ Deus ex machina“, der der Theatertruppe den Weg aus dieser Misslichkeit zeigt. Gemeint ist die verzweifelte Suche nach dem „öffentlichen Interesse“, das die Umwandlung dieser geschützten Wiese in Bauland beim Umweltschutzamt rechtfertigen muss. Dieses Gespenst schien immer mal wieder an den Kulissenschiebern vorbei verschämt über die Bühne zu huschen. Fast lautlos.

Vielleicht war ja der Orkan über dem Mooser Weg in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch dieser Gott aus der Maschine. Während sich das Theaterpublikum in einer scheinbaren Gemeindeidylle an den Nachwehen des Schauspiels ergötzt, kam der Wink des Himmels mit Windböen und Regengüssen aus den tiefschwarzen Wolken. Einer Mahnung gleich: Denkt an den Flächenfraß!
Sie meinen, dass all diese Assoziationen die Überlegungen von schlechten Verlierern sind? Nein, es sind die schweren Gedanken von Betrachtenden aus dem „Off”, die sich um die Demokratie sorgen. Weil die Gönner die Rollen hinter den Kulissen möglicherweise an die Vier vergeben haben, um sich nicht selbst offen degradieren zu müssen. Verbale Entgleisungen nach Art der Vier stünden politischen Mandatsträgern in weißen Westen nämlich schlecht. Es wird sich zeigen, wie lange das Stück noch auf dem Spielplan stehen wird, ob es eine Wiederaufnahme zur Kommunalwahl im Juni 2024 geben wird.
„Alle vier ab!“, sagt die Regie. Das Stück hatte wirklich Überlänge.
Die Frage aber bleibt: Was wird aus ihren Gönnern? Sie müssen nun liefern, mit ihrer Mehrheit und einigen Flecken auf ihren weißen Westen.

P.S: Auch die Spießgesellen haben wohl im Theater gesessen. Sie schreiben heute hier über den Bürgerentscheid:„[. . . ] Jetzt müssen zumindest schlüssige Baupläne her, die eine breitere Mehrheit überzeugen. Alles immer vorausgesetzt das Landratsamt genehmigt die Umwandlung der geschützten Streuobstwiese in Bauland. Die Spießgesellen wollen nicht unken, aber das Thema hat sich mit der Abstimmung alles andere als erledigt.” Zuvor verwiesen sie zu Recht auf die „schlappe Wahlbeteiligung”. Sie machen einen Unterschied der JA/NEIN-Stimmen von 158 aus. Das amtliche Endergebnis ist jedoch noch knapper.Hier. 1302 JA-Stimmen und 1450 Nein-Stimmen.
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