Hütchenträger

Der Aufstand der Anständigen, nach dem in den letzten Tagen immer wieder gerufen wird, reicht nicht aus. Wir brauchen Zuständige z.B. in den Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen, die so ausgestattet sein müssen, dass dort für alle Bürger transparent gearbeitet werden kann. Damit die Bürger*innen nicht glauben, Missständen, Vertuschungen und unauflösbaren Verkrustungen hilflos ausgeliefert zu sein.
Dabei hilfreich ist beispielsweise der Grundsatz der Öffentlichkeit innerhalb demokratischer Gremien, so wie es im Gesetz steht . Nichtöffentlichkeit ist die Ausnahme, die Regel ist Öffentlichkeit und ermöglicht erst Teilhabe. Dazu gehört aber auch eine vielfältige Berichterstattung, die ein etabliertes Informationsmonopol durchbricht.
Schaut man sich kommunale Themen hier und hier an, die AGORA und andere behandeln, so muss man leider immer wieder feststellen, dass die Durchschaubarkeit manchen Amtshandelns für den berühmten „Otto Normalverbraucher“ nicht immer gegeben ist. Auch bei scheinbar “niedlichen”Themen” zieht er sich dann möglicherweise enttäuscht sein Wutbürgerhütchen auf. Genau hier liegt die Gefahr: Dass der mit dem Hütchen auf dem Kopf voller Wut den sogenannten „Altparteien“ den Rücken kehrt, in seine eigene Internetblase abtaucht und schlimmstenfalls sich durch Verschwörungstheorien und andere abseitige Ideologien beeinflussen lässt.
Aber es gibt auch den Bürger, der eher eine Tarnkappe aufgesetzt hat, überhaupt nicht sichtbar wird, sich für nichts interessiert, weil “die da oben“ eh machen, was sie wollen. Die jubeln dann möglicherweise durch mangelnde Wahlbeteiligung die Wahlergebnisse der Falschen in die Höhe.
Was hilft bei der Wahl aus den diversen Hutkollektionen mit gerissenen Hutschnüren? Nur noch die Narrenkappe?
Transparenz und Offenheit, die den Hütchenträgern Teilhabe ermöglichen. Dazu gehört, dass sich die da oben den fragenden Menschen gegenüber öffnen, zuhören und sie nicht als die ewigen Nörgler abtun. Manchmal jedoch funktionieren die Strukturen öffentlichen Handelns doch. Wie beispielsweise in unserer Region in Ettenkirch, wo sich der Gemeinderat im November lautstark gegen unzureichende Information im Zusammenhang mit einem geplanten Gewerbegebiet wehrte. Was daraus wurde, findet sich hier.
Das Gefühl, der Staat funktioniere nicht mehr, ist Wasser auf die Mühlen der Falschen. Ein „Versagen“ des Systems gibt es nicht, wenn wir als wir uns einmischen. Das ist anstrengend, aber wir sind mehr. Bei uns und überall dort, wo die Menschen nach Hanau auf die Straße gehen. Auch eine hohe Wahlbeteiligung wie gestern in Hamburg lässt hoffen.
Nachtrag : Filmtipp heute , 20.15Uhr: Almanya auf arte über die Menschen, die in den 60iger Jahren aus der Türkei kamen und unsere Wirtschaft mit aufbauten. Oder jetzt schon in der arte-Mediathek
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