Tourismusbeirat tagte nach Plan

Während die Nachbarn in Bayern sozusagen nebenan über mögliche Ausgangssperren beraten hatten und diese Ministerpräsident Markus Söder in der Pressekonferenz heute bereits verkündet hat, hatte in Kressbronn der Bürgermeister Daniel Enzensperger noch gestern das Gremium des Tourismusbeirates nach Plan einladen.
Auf der Tagesordnung : u.a. der Geschäftsbericht Tourismus und die Entwicklung zur EBC in Kressbronn. Bereits im Vorfeld hatte es Diskussionen gegeben, ob man in der jetzigen Lage eine solche Sitzung durchführen solle. Nach einigen Telefonaten mit der Pressestelle in Kressbronn ist es mittags tatsächlich klar, dass das Gremium tagen soll. Und die AGORA -Redaktion gesteht: ja , sie war da.
Per Redaktionsfahrrad, frische Luft weht ja die Coronas weg, ab in den großen Sitzungssaal. Während die Redaktions-Wadeln gestärkt werden und die Frühlingsluft einem um die Nase weht, man den freien Blick auf die Alpen hat, die nun endlich mal frühzeitig von den vielen Skifahrern verschnaufen können, hofft die Pedal- Treterin : vielleicht kommt ja keiner zu dieser im Moment wirklich ” lebenswichtigen” Veranstaltung.
Angekommen. Unter an der Tür ein Tisch mit Desinfektionsmittel. Na, wenigstens das. Man scheint also zu tagen. Während ich eilig die Treppen hinaufspringe, kommen mir Gedanken wie: da musst du jetzt durch. Du bist wenigstens ein Teil der Öffentlichkeit.

Oben im Saal stehen tatsächlich die Stühle im großen Abstand zu einander. So weit, so gut. Der Pressetisch ist noch unbesetzt. Ich will mich setzen, da spricht mich BM Enzensperger an. Dieser eine Tisch sei für die Schwäbische Zeitung reserviert. Man müsse Abstand halten. Er habe nicht damit gerechnet, dass sonst noch jemand von der Presse kommt. Kein Problem, sage ich, setze mich in die eh leeren Publikumsreihen und denke jedoch: Schon mal was von Pressevielfalt gehört? Es gibt nicht nur die Schwäbische. Damit ist die sichtbare Trennung von Presse und Publikum nun auch dahin. Egal. So viel Publikum wird nicht kommen. Besondere Zeiten.
Ein einzelner Herr sitzt weit genug von mir weg. Man wartet noch auf weitere Mitglieder des Gremiums. Es bleibt bei der Zahl fünf von acht Beiratsmitgliedern plus BM. Dann wird verkündet, dass die Hauptvortragende Frau Stegmann von der DBT entschuldigt ist. Eine kluge Frau, denke ich.
BM Enzensperger spricht die einleitenden Worte. Man sei unter Beachtung der Sicherheit für alle als Gremium des Gemeinderates zusammengekommen, um damit das Signal zu senden, dass man handlungsfähig sei. Was meint er damit? Fähig zu welcher Handlung? Zeit mit trivialen Themen in Gremien- Sitzungen in dieser schweren Zeit zu verbringen? Wir werden die Kraft und die Gesundheit der Entscheidungsträger noch für viel weitreichendere Gremiumssitzungen brauchen. . .
Da Frau Stegmann fehlt, trägt die Leiterin der Tourismusbüros Kressbronn Frau Grammel die Präsentation von Frau Stegmann und die Zahlen aus dem Geschäftsbericht Tourismus vor. Nochmals so weit, so gut. Die Inhalte dazu erspare ich der Leserschaft . Das macht dann sicher der Kollege der Schwäbischen Zeitung, der dann ja doch noch kam. Nur so viel: es geht darum, ob Kressbronn auf Dauer nicht doch der EBC beitreten solle. Selbstverständlich nur mit einer mindestens 51%-igen Zustimmung der Vermieterschaft nach einer Vermieterversammlung. So jedenfalls die Zusicherung von BM Enzensperger.
Am Ende der Sitzung meldet sich der Herr neben mir. Er darf als Zuhörer sogar sprechen. Er meint, dass er doch sehr erstaunt sei, dass man diese Sitzung in diesen Zeiten so stattfinden lasse. Da müsse man sich schon fragen, ob dies mit dem Hintergedanken geschehen sei, dass wenig Öffentlichkeit zu erwarten sei. Natürlich nicht, heißt es. Erledigt.
Die Sitzung wird beendet. Beschlüsse sind sowieso nicht vorgesehen. Immerhin verweist ein Mitglied des Beirates auf die aktuellen der Probleme Gaststätten und Hoteliers. Tenor : Es sei besser per Anweisung ganz zu schließen, denn dann träten die Ausfallversicherungen der Betriebe ein. Die einzig wichtige Information des Abends. Stühle rücken fertig – nichts wie weg.
Unten am Ausgang nochmals Desinfektionsmittel. Auf den Sattel und nach LA zurück. Durch die dunkle Nacht, vorbei an geschlossenen Gaststätten, wenig Verkehr, menschenleere Straßen. Die Gedanken : EBC , Tourismus , Destinationen- der Supergau! Nichts wird vermutlich mehr so sein wie zuvor.
Wozu diese Sitzung? Die Hauptreferentin Frau Stegmann hat richtig entschieden, als Einzige. Die Gemeinderäte, die dort als Ehrenamtliche brav hin getrottet sind, hätten für die Bevölkerung ein Zeichen setzen können. Sie hätten auch zu Hause bleiben sollen. In einem leeren Saal wäre die Sitzung ausgefallen. Sie werden vielleicht noch zu dringlicheren Sitzungen gebraucht. Dass ein Bürgermeister so entscheidet, lässt auf mäßige Weitsicht schließen. Es ist wirklich beunruhigend, dass in Krisenzeiten von verantwortlicher Stelle wenig verantwortungsvoll gehandelt wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass bei uns auch weitere Einschränkungen kommen werden. Zu Recht. Nicht nur wegen fehlender Einsicht der Jugend, sondern auch wegen fehlender Einsicht eines Verantwortlichen.
Bavaria first: Markus Söder hat heute richtig entschieden.

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Aktualisierung : 20.3. 2020, 20.26 Uhr
Zur aktuellen Situation in BW die Rede von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und hier das Update als Text zu den neuen Maßnahmen, die per Verordnung ab heute 0.00Uhr in Kraft treten. Keine chicen Frisuren mehr. . . , aber hören Sie selbst.
Das Handwerkszeug für die CRORONA-Frisur zu Hause. (s.u.) Dass die Friseure geschlossen werden, sagt Kretschmann ab Min 2.48 in der Ansprache. In dem Update auf der Seite des Landes ist die Schließung der Friseure nicht erwähnt. Schauen wir mal. Unser Ministerpräsident hat ja immer einen chicen Borstenschnitt. Mal sehen wie er demnächst aussieht. . . . ohne Friseur?

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