Achim Krafft – Kampfansage?

Kommentar von E. Fendi

Mit dem Motto „Wir sind mehr“ will Achim Krafft offensichtlich das desaströse Wahlergebnis vom 08. November 2020 vergessen machen und seinem Bemühen um die Wählergunst neuen Schub verleihen. Zweifelsfrei hat er diesen Wahlslogan bewusst gewählt. Dennoch ist fraglich, ob er sich damit einen Gefallen getan hat.

Screenshot FB Account Achim Krafft 25.11.2020 10:53

“Wir haben erst angefangen, wir werden immer mehr“, mit diesem Song hat die Kölner Politrock-Band und Kabarettgruppe „Floh de Cologne“ Anfang der siebziger Jahre abends die Hörsäle von Universitäten und Hochschulen gefüllt. Deren Rockoper „Profitgeier“ sollte als eine Kampfansage an die verfilzte Nachkriegswirtschaft und -industrie verstanden werden.  

Mit seiner Ansage „Wir sind mehr“ ist Krafft allerdings einen Schritt weiter.

Anfang September 2018 fand in Chemnitz ein Konzert, auf dem unter anderen „Die Toten Hosen“ auftraten, unter dem Motto „Wir sind mehr“ statt. Dieses von etwa 65 000 Menschen besuchte Konzert war die Antwort auf Demonstrationen und Ausschreitungen Rechter und rechtsextremer Gruppen Ende August 2018. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Kampfansage gegen „Rechts“. 

Kaum vorzustellen, dass Krafft ein Fan von „Die Toten Hosen“ ist und von daher das Motto für seine Wiederwahl weiterzuentwickeln beabsichtigt hatte.

Wenn das Motto „Wir sind mehr“ Sinn haben soll, dann kann der Slogan nicht anderes als eine Einschüchterung, eine Kampfansage, verstanden werden. Eine Kampfansage an alle, die ihn nicht gewählt haben. Eine Kampfansage an seine Kritiker, die in den vergangenen acht Jahren per saldo keine erfolgreiche Regentschaft sehen. Eine Kampfansage, die letztlich nichts anderes bedeutet, als die Karawane zieht weiter und Andersdenkende einfach zurücklässt. Eine Kampfansage, die jegliches selbstkritisches Reflektieren eigener Arbeitsergebnisse und Herangehensweisen vermissen lässt.

Es ist eine Kampfansage, bei der Krafft mit ausgestreckter Hand die, die von seiner „Parteilinie“ abweichen, auf seine Seite ziehen möchte. 

„Wir sind mehr“ ist wohl so zu verstehen, dass die Kritiker gut beraten sind, zu verstummen. 

Es ist eine Kampfanzeige, mit der, wie von Krafft gefordert, ein Verzeihen und Versöhnen nicht in Einklang zu bringen ist. Damit ist der Arbeitskreis Versöhnung noch vor einem Kick-off-Meeting ad absurdum geführt.

Alter Wein in neuen Schläuchen wird auch in Langenargen zu keinem überwältigenden Genuss führen. Wie so oft im Leben: Neuer Wein in neuen Schläuchen täte Langenargen gut.

Nein, mit dem Slogan „Wir sind mehr“ hat sich Krafft keinen Gefallen getan.

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