Presserat und die BILD-Zeitung
Es war AGORA-LA schon hier sauer aufgestoßen, dass die BILD-Zeitung Vertreter der Wissenschaft unter Beschuss ihrer Berichterstattung hatte. Nun hat der Deutsche Presserat ein Beschwerdeverfahren gegen BILD und BILD.DE zum Artikel „Die Lockdown-Macher“ eingeleitet. Um diesen Aufmacher ging es. Grundlage sind mittlerweile 94 Beschwerden von mehreren Wissenschaftlern und der Berliner Humboldt-Universität. Hier. Es heißt:
„Über den Fall wird der Presserat auf seiner nächsten Sitzung am 24. März 2022 entscheiden. Die Beschwerdeführer kritisieren, der Artikel erwecke den Eindruck, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die tatsächlich aber die Politik verantwortlich sei. Dies schüre Verschwörungstheorien und Hetze auf Wissenschaftler.“
Na, wenigstens reagiert mal jemand. Die Sanktionen, die der Presserat verhängen kann, findet man hier. In der Vergangenheit wurde der Deutsche Presserat häufig als zahnloser Tiger bezeichnet. So soll erst im März entschieden werden. Da mahlen die Mühlen offensichtlich langsam und der Tiger wird dann noch ungefährlicher. Wer erinnert sich denn dann noch daran?
Die Nahaufnahmen, die die Reporter ohne Grenzen für Deutschland in den letzten Tagen herausbringen, sind auch nicht sehr aufmunternd: „Gewalt gegen Medienschaffende in Deutschland hat laut Reporter ohne Grenzen (RSF) eine noch nie dagewesene Dimension erreicht: Im Kalenderjahr 2020 zählte die Organisation mindestens 65 gewalttätige Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten im Land. Weitere fünf Fälle konnte RSF nicht abschließend verifizieren. Die Organisation geht davon aus, dass die Dunkelziffer 2020 höher ist als in den Vorjahren. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Jahr 2019 (13 Übergriffe) verfünffacht. ”
Und bei wie sieht es bei uns in der kommunalen Presselandschaft aus? Vereinheitlichung der Berichterstattung durch das Monopol der Schwäbischen Zeitung?
Zum Einwohnerantrag Mooser Weg beispielsweise werden Artikel gleich zweimal veröffentlicht: Einmal in der Schwäbischen Zeitung hier und im redaktionellen Teil des Montfortboten. Dort allerdings unter Federführung zweier Autorinnen: poi/ela, i.e. Poimer und Schneider. Vermeintlich zwei Zeitungen, allerdings ein Verlag hier.( vgl. Punkt 4, Amtsblätter)
Wenigstens der Leserbrief von Gert Dreyer ist in zwei gänzlich verschiedenen Medien erschienen: Bei AGORA-LA hier und im Monfortboten im redaktionellen Teil der aktuellen Ausgabe. Mehr Medienvielfalt am Ort gibt es nicht. Auch ist der Montfortbote immer noch nicht online zu lesen und nur für Abonnenten zugänglich. Gäbe es AGORA-LA nicht, hätten wir nach wie vor nur eine Berichterstattung am Ort.
Es ist problematisch, wenn es beispielsweise im Ausschuss Umwelt und Technik ( AUT ) in der Regel keine Berichterstattung gibt. Oft werden gerade dort wichtige Bauentscheidungen getroffen, die den gesamten Ort betreffen. Da hat dann AGORA-LA ein Monopol, weil sie dort möglichst oft, jedoch alleine, sitzt.
Aber vielleicht ändert sich manches unterer der neuen Regierung in Berlin. Sie möchte den gemeinnützigen Journalismus fördern. So steht es Koalitionsvertrag.
“David Schraven, Geschäftsführer des Recherchezentrums Correctiv, hat mit der Initiative Nonprofitjournalismus jahrelang für den gemeinnützigen Journalismus gekämpft. Er glaubt, dass die Medienvielfalt in Deutschland davon profitieren werde, gerade in Bereichen, in denen es keine Medienvielfalt mehr gebe: “Da, wo Zeitungen verschwinden, wo Städte oder Dörfer ohne Lokalmedien sind: Da werden Lücken gefüllt durch neue journalistische Angebote, die auf jeden Fall dazu beitragen, die Demokratie vor Ort zu stabilisieren”, sagte Schraven im Gespräch mit BR24.
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