“LANGENARGEN 2040 – NACHHALTIGE GEMEINDEENTWICKLUNG”
Kommentar von Alfred Kupper
„Die Gemeinde Langenargen möchte mit einem Gemeindeentwicklungskonzept den aktuellen Herausforderungen der Gemeindeentwicklung – z. B. demografischer Wandel, Klimawandel, bezahlbarer Wohnraum – begegnen. Damit soll eine Strategie für die zukünftige Entwicklung festgelegt werden.“
So oder so ähnlich lauteten die vielversprechenden, motivierenden Informationen der Gemeindeverwaltung, mit der die Bürger zur Mitarbeit aufgefordert wurden. Eingebettet in Klausuren mit der Verwaltung und dem Gemeinderat fanden zwei jeweils etwa zweistündige Bürgerveranstaltungen und ein Bürgerspaziergang stand.
Das Gemeindeentwicklungskonzept, kuratiert durch die „Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH“, liegt dem Gemeinderat zur Entscheidung über die weitere Vorgehensweise vor. Herausgekommen ist ein durchaus lesenswertes, 174 Seiten umfassendes Dokument, das zahlreiche Informationen beinhaltet. Hier (Ö3)
Für Schnellleser und Quereinsteiger: Alleine die 45-seitige Beschreibung von Langenargen und die Bestandsaufnahme und -analyse enthält für manchen Neues. Die folgenden 33 Seiten dokumentieren den Verlauf und die Ergebnisse der Klausuren und Workshops. Die Seiten 87 bis 116 beschreiben Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen. Ab Seite 118: Anhänge, Abbildungsverzeichnis etc.
Was ist herausgekommen? Wie lautet nun die Vision, mit der jedem und in wenigen Worten klar wird, wohin die Reise gehen soll? Welche Strategieoptionen hat Langenargen? Und mit welchem strategischen (Ober-)Ziel kann und soll die Vision im Jahre 2040 erreicht werden?
Kurz und bündig: Der interessierte Bürger erhält keine Antworten auf derartige Fragen.
Es wurden sechs Handlungsfelder (z.B. Digitalisierung, Wohnen, Tourismus, …) definiert. Aber auch hierzu findet der Leser keine (Sub-)Strategien.
Zum Maßnahmenkonzept: Die operativen Maßnahmen sind zwar nicht aus einem strategischen Ziel abgeleitet, dafür jedoch sehr umfangreich und zum Teil auch bemerkenswert kleinteilig (Aufstellung von Lebensmittelautomaten, Baumwolleinkaufstaschen, welche den Slogan und das Design der Gemeinde Langenargen aufweisen, …).

Es ist seit langem überfällig und völlig unbestritten, dass die Gemeinde – wie im Maßnahmenkatalog als erstes aufgelistet – eine Wohnbedarfsanalyse benötigt.Das auch im Hinblick auf die am Mooser Weg geforderte Bebauung der dortigen Streuobstwiese. Dabei ist eine Wohnbedarfsanalyse nur ein Teil der Facette. Eine Dokumentation, die die Grenzen des Möglichen beschreibt, die die Flächenpotenziale zwecks weiterer Bebauung bis 2040 und darüber hinaus offenlegt und unmissverständlich benennt, ist ebenso wichtig.
Zu bedauern ist der arme „Teufel“, der mit der Ausarbeitung eines Tourismuskonzeptes beauftragt werden wird und dabei beispielsweise die gewünschte Reaktivierung des Funk-Bähnles prüfen soll. Was soll die Frau/der Mann erarbeiten? Eine Vision – beispielsweise „Langenargen 2040 – ein mondäner Badeort“? Oder sollen Strategieoptionen herausgearbeitet werden? Beispielsweise“ Gut und günstig?” „Klein und fein?“ Oder sollen die aufgelisteten operativen Maßnahmen lediglich gebündelt und auf der Zeitschiene bis 2040 priorisiert und verteilt werden? Ohne konkreten, präzisen Arbeitsauftrag ist das Team „Tourismuskonzept“ schlicht zu bedauern.

Trotz aller Schwächen ist das vorgelegte Gemeindeentwicklungskonzept ausbaufähig.
Verwaltung und Gemeinderat könnten zumindest den Versuch starten, aus dem Elaborat eine Strategie 2040 zu rekonstruieren. Also eine Antwort auf die Frage suchen: „Zu welchen (Sub-)Strategien führen die genannten operativen Maßnahmen in den verschiedenen Handlungsfeldern?“ „Kann das Ergebnis zu einer Gesamtstrategie zusammengeführt werden?” „ Ist das Ergebnis plausibel und konsistent?” „ Welche Vision könnte damit im Jahre 2040 erreicht werden?”
Ohne Weiterentwicklung ist das Gemeindeentwicklungskonzept eine Dokumentation der von der „Vorgängerregierung“ übernommenen Erblast, eine Auflistung aktueller Aufgaben, liegengebliebener Probleme und momentaner Wunschvorstellungen.
Für Bürgermeister Münder und seine Verwaltung birgt dies allerdings die Chance, den Bürgern schonungslos den Status Quo, den „Stand der Dinge“ darzulegen. So kann aus dem Konzept eine Strategie zur Lösung heutiger Probleme und Aufgaben entwickelt werden. Die sind vermutlich so umfangreich, dass das Erarbeiten einer Strategie 2040 möglicherweise aufgeschoben werden muss.
Unrealistisch ist es jedoch, operative Maßnahmen auf einer Zeitschiene bis 2040 abzubilden. Ähnlich wie im Haushaltsplan ist ein Zeithorizont von 3 -5 Jahren überschaubar.
Und zum Schluss:
Das Gemeindeentwicklungskonzept 2040 mag zur Erlangung von Fördergeldern, sprich Subventionen, geeignet sein. Fatal ist es, Subventionen der Subvention wegen zu generieren, um dann zu überlegen, wie man die Fördergelder konkret einsetzt. So verzettelt man sich. Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus: Gibt es für die Realisierung von Investitionsvorhaben, die in eine konsistente Langfriststrategie passen, Fördergelder (Subventionen), dann ist das eine feine Sache.
Es bleibt abzuwarten, ob, wann und wie die Verwaltung die Bürger leicht verständlich über die „Strategie 2040“ informieren wird.
Hinweis: Weiterführendes zum Thema Fördergelder auf AGORA-LA hier.
Lesestoff aus dem letzten Jahr hier und hier.
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