Leere Betten ohne pflegende Hände

Sitzung des Stiftungsrates Heilig Geist

Das passiert, wenn man auf AGORA-LA die Sitzungstermine nicht richtig liest: Eigentlich wollte ich am 29.März in die AUT-Sitzung, die sonst immer erst um 18.00 Uhr beginnt. Die war leider ausnahmsweise schon vorbei, weil um 18.30 Uhr die Sitzung des Stiftungsrates beginnen sollte. Da es hieß, dass es eine interessante Sitzung werden sollte, blieb ich also dort. Es ist der erste Besuch für AGORA-LA dort. Das Thema entpuppte sich als spannend. Immerhin für alle, die es noch nicht wussten, es gibt zwei mögliche Standorte ein neues Pflegeheim in Zukunft. Aber der Reihe nach.

Dass das Pflegeheim regelmäßig Verluste einfährt, ist bekannt. So ist es auch dieses Mal wieder formuliert: „Die Erfolgsrechnung 2020 der Stiftung “Hospital zum Heiligen Geist” schließt mit einem Jahresverlust in Höhe von 302.456,72 €. Damit schließt die Gesamtjahresrechnung um ca. 153.100,95 € schlechter gegenüber dem Wirtschaftsplan 2020 ab. Der Verlust des Pflegeheims in Höhe von 374.723,16 € konnte wie schon in den Jahren seit 2014 nicht durch Überschüsse der übrigen Bereiche ausgeglichen werder [. . . ]“ Auch die Standortfrage muss bis spätestens 2024 geklärt werden. Das wurde seitens der Verwaltung mit der Heimaufsicht geklärt. Hier.

Zunächst berichtete die Hospitalleitung, Frau Masurek: Das Hospital hat einen neuen Aufzug bekommen. Ein weiterer Punkt war die Coronasituation. Es waren coronabedingt sowohl durch den Aufzugseinbau als auch durch den Mangel an Personal nur 35 Betten zu belegen. Zeitweilig gab es einen Aufnahmestopp. Die Kurzzeitpflege wurde inzwischen jedoch wieder aufgenommen. Frau Masurek berichtete über die Impfpflicht beim Personal. Es seien nicht alle geimpft, ein kleiner Teil (1 bis 2 Personen) ist nicht geimpft. Dazu würden Gespräche geführt. Mehr dürfe sie aus Gründen des Datenschutzes nicht sagen.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde deutlich, dass in Zukunft dieses Altenpflegeheim nicht alljährlich durch den finanziellen Zuschuss der Gemeinde zu erhalten ist. Auch der Standort in dem denkmalgeschützten Gebäude entspricht nicht mehr den üblichen Standards der Heimaufsicht. Daher hat die Gemeinde eine Studie bei der Firma Wüstenrot in Auftrag gegeben, um zu erfahren, welcher Pflegestandort in Zukunft auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll erscheint: Eine Fläche am Auffangparkplatz und eine gegenüber vom Strandbad (Hinweis AGORA-LA: Auf diesem Grund steht auch die Obdachlosenunterkunft US 110/1 )Beide sind in der Hand von der Heilig-Geist-Stiftung. In der Sitzung war der Leiter Projektmanagement der Firma Wüstenrot, Herr Möck, zugeschaltet. Aus der Sitzungsvorlage:

„Je nach Grundstück kommen unterschiedliche Summen zum Tragen die einen unterschiedlichen Tagessatz für die relevanten Investitionskosten je Belegungstag ergeben. Diese würden je nach Lage zwischen 28,00 Euro/Tag und 39,00 Euro/Tag liegen und lie- gen verständlicher Weise über den knapp 17,00 Euro/Tag die heute abgerechnet wer- den. Der wichtigste Gesichtspunkt bei allen Überlegungen ist die Verfügbarkeit von Personal. Die Bettenzahl richtet sich bei jeder Kalkulation nach den zur Verfügung stehenden pflegenden Händen für jedes einzelne Bett. Es rechnet nicht, wenn man mit mehr Betten kalkuliert, aber später feststellen muss, dass sie nicht belegt werden können. So steht es auch in der Sitzungsvorlage:„Technisch gesehen ist es unproblematisch ein Haus für 60, 80, 120 oder mehr Pflegeplätze zu errichten. Die Wirtschaftlichkeit einer großen Einrichtung wird am Ende von der Möglichkeit bestimmt sein, alle Plätze dauerhaft zu belegen. Gelingt dies nicht, ist jede Wirtschaftlichkeit einer Einrichtung obsolet.“ Hier( Die Empfehlungen der Studie finden Sie auch in den Sitzungsunterlagen)

Ergänzendes:

Die Wirtschaftlichkeit steht im Vordergrund. Das ist generell mittlerweile im Seniorenheim-Bereich so. Was im Zusammenhang mit der „Grey Gold“-Sparte so abgeht, kann man hier und hier nachlesen. Das ist ein knallhartes Geschäft. Auch wenn man sich mehr Pflegeplätze wünscht, der Bedarf in LA vorhanden ist und vielleicht genügend Personal vorhanden sein wird, über die Betreiber der Einrichtung wird noch nachzudenken sein.

Das sind die Empfehlungen des Arbeitskreises Senioren und Soziales. :

Das Gremium setzt sich zusammen aus je einem Mitglied der Fraktionen im Gemeinderat, je einer Vertretung der großen Kirchengemeinden, einem Vertreter der Seniorenbegegnungsstätte, Bürgermeister Ole Münder und Hauptamtsleiter Klaus-Peter Bitzer. Er wird koordiniert von Annette Hermann.

Ein weites Feld, eine aufschlussreiche Sitzung und offensichtlich bekannte Probleme zur Wirtschaftlichkeit, die seit langem bekannt sind. Dass die Erstellung der Studie zu lange gedauert habe, wie die Kritik aus dem Gremium lautete, wies Bürgermeister Ole Münder zurück. Leider sei in der Vergangenheit viel Zeit verstrichen. Unzufriedenheit ( Fraktionsvorsitzender OGL, Ziebart) wurde auch darüber geäußert, dass trotz eines in der Vergangenheit errechneten Bedarfes an 83 Plätzen nur mit 60 Plätzen in der Studie kalkuliert wurde. Auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Terwart, wünschte sich noch mehr Zahlen, um die Frage des Betreibers- privater Anbieter oder weiterhin die Stiftung- zu klären.

Über all diese ist in der Vergangenheit immer mal wieder hier diskutiert worden. An einen Lebens(t)raum Campus erinnern wir uns hier. Für die Situation von LA wie auch anderswo ist klar, dass ein Bettenleerstand wegen Personalmangels nicht wirtschaftlich sein kann. Auch wenn der Bedarf dafür da ist. Der Standort scheint nun die Fläche beim Auffangparkplatz zu werden.

Das Dilemma in der Pflegewirtschaft besteht darin, dass jedes Bett, mit dem kalkuliert wird, auch entsprechendes Personal bekommen muss.

Wie wäre es denn mal mit einer besseren Bezahlung? Applaus wie in der Coronazeit reicht nicht. Das Thema wird akut bleiben.

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