Der Bauer am Galgen

Eigenes Foto, 25.9.2019

Dass es bei der Frage um das Volksbegehren “Rettet die Bienen “ keine einfachen Antworten gibt, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Eben wegen der Vielschichtigkeit dieses Themas verbietet es sich, einfache Antworten vorzutäuschen. Auch emotionsgeladene Propagandafeldzüge, gepaart mit Geschmacklosigkeit, geben der Debatte die falsche Richtung. Ein Beispiel ist die Installation der Bodensee-Bauern, die das Volksbegehren ablehnen und an der Argen zwischen Hängebrücke und Gießener Brücke auf der Kressbronner Seite eine  Installation aufgebaut haben. Auch der Südkurier berichtete am letzten Montag darüber. Gleichzeitig lässt er dort die Geschäftsführerin von VAUDE in Tettnang, Antje von Dewitz, zu Wort kommen. Sie hatte  das Volksbegehren ursprünglich mit ihrer Firma unterstützt, nun jedoch ihre Unterstützung zurückgezogen. Sie spricht gegenüber dem Südkurier von „Einschüchterungsversuchen, die gegen sie persönlich gerichtet wären.” ( SK 23.9.23019)

Aber zurück zur Installation. Hier bietet sich das Format einer kleinen Bildbetrachtung an: 

Eigenes Foto, 25.9.2019

Im hinteren Ausschnitt des Bildes sieht man eine Bank, die den Schaulustigen zur Anwesenheit bei einer fiktiven Hinrichtung einlädt. Das überdimensionierte Gerüst, an dem eine Puppe als  Bauer mit  Gummistiefeln und typischem Arbeitsoverall hängt, verweist auf ein Schafott. Das Gerüst ist so groß, dass leicht noch weitere Gehängte dort  Platz fänden. Ein in den Selbstmord Getriebener würde eher an einem einzelnen Baum u. ä. hängen. Vorbereitung für eine fiktive Massenhinrichtung? Das sind die Assoziationen, die das Kopfkino dem Betrachter liefert.

Was will uns die geschmacklose Installation sagen, die eher an eine dilettantisch aufgebaute Kulisse eines tragisch endenden Stückes aus einem Bauerntheater erinnert?

Wird etwa unterstellt, dass die Befürworter des Volksbegehrens die öffentliche Hinrichtung der anders Denkenden und deren Zurschaustellung beschlossen haben? Ist das der Gedanke, den die Bauern im Kopf hatten, als sie diese Installation zusammenzimmerten? 

Spielen sie etwa mit dem Gedanken, dass den Befürwortern des Volksbegehrens die Position der Gegner so sehr missfällt, dass man diese hängen will? Unter dem Gejohle fiktiver Zuschauer einen Rückfall in archaische Strukturen des Mittelalters imitierend? Als Abschreckung mit gleichzeitig verbindendem Gemeinschaftserlebnis auf der Zuschauerbank?

Doch wohl hoffentlich nicht. Denn damit würden sich die Bodenseebauern selbst schaden. Daher schneller Abbau der geschmacklosen Kulisse eines schmierigen Bauerntheaterstückes, ehe man doch an dem viel zitierten „ Bauern aus Leidenschaft“ zweifeln muss. Egal wie man zu dem Volksbegehren steht, mit solchen Geschmacklosigkeiten verbaut man sich jede seriöse Diskussion. Man sollte doch meinen, das Mittelalter verlassen zu haben!

Den Spaziergänger*innen bleibt im Moment nur die Möglichkeit, sich fremdzuschämen. Fremdscham bedeutet, dass man für den Anderen, in dem Fall die Bauern, noch Empathie empfindet, nicht Schadenfreude!

+++Aktuelles+++Aktuelles+++Aktuelles

Zum Schluss noch etwas Aktuelles aus dem Kressbronner Gemeinderat. AGORA-LA war bei den Nachbarn in der Sitzung. Dort hat man sich in der gestrigen Gemeinderatssitzung darauf verständigt, eine Informationsveranstaltung zum Volksbegehren, bei der beide Lager zu Wort kommen sollen, zu veranstalten. Die Gemeindeverwaltung Kressbronn wird dafür die Festhalle zur Verfügung stellen.

Zu den TOPs Palmöl und Flächennutzungsplan (FNP), den die Fraktion der Grünen dort abgelehnt hat, im Lauf des Tages mehr.

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