Ein Kreuz aus Asche ?

Man kann nur hoffen, dass die Opfer von Hanau so beschäftigt mit ihrer Trauer waren, dass sie die Eingangsworte von Friedrichs Merz gestern bei der Bundespressekonferenz nicht hören mussten. In Bezug auf die Geschehnisse in Hanau drückte er zwar seine Schwierigkeit aus, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Er fährt dann fort:
Man habe das Problem des Rechtsextremismus jahrelang extrem unterschätzt, es seien rechtsfreie Räume entstanden. Man müsse beispielsweise die illegale Einwanderung stoppen.. . . Die Pressekonferenz wurde dann fortgesetzt, um am Schluss schon während der Unruhe des abschließenden Stühlerückens mit einer letzten Frage eines Journalisten vom Spiegel zu enden:”Schließe ich daraus richtig, dass Ihre Antwort auf das Problem des Rechtsradikalismus die stärkere Thematisierung von Clankriminalität, Grenzkontrollen und so weiter ist? Und wenn nicht: Was wäre sie dann?” Merz hätte noch die Zeit gehabt, erklärend zu antworten, die Brücke dazu wurde ihm von dem fragenden Journalisten gebaut. Merz antwortet nur : „Meine Antwort ist ja!“ Das ist ein Schlag in die Gesichter derer, die als Opfer von Hanau in unserem Land getötet wurden, die hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen sind und mit deutschem Pass unter uns leben.
Da ist sie wieder diese Denkweise: Dass die Mitbürger mit Migrationshintergrund es sind, die das Problem des Rechtsextremismus verursachen. Damit lässt Merz die CDU wieder ihre Hand nach rechts ausstrecken. Nach Thüringen. Da weiß man Bescheid. Vielleicht bleibt dem Herrn ja noch ein schneller Bußgang in das nächstgelegene Gotteshaus für ein Aschekreuz. Wertkonservativ.
Wir müssen wachsam bleiben, es sind die alltäglichen rassistischen Andeutungen wie die schnell hinterhergeschobenen Worte: „ Das wird man doch mal sagen dürfen.“ Es wird Zeit, dass wir uns auf die Suche nach Kontakten zu unseren ausländischen Mitbürgern machen. Wer kennt sie überhaupt? Was leistet unsere Gemeinschaft hier vor Ort, um die sozialen Kontakte zu diesen Familien herzustellen? Wer war schon mal in den Häusern, die als Unterkünfte dienen ? Wer weiß, welche Probleme mit dem täglichen Amtsschimmel verbunden sind? Wer weiß, was sie bedrückt? Ob sie wissen, was in Hanau passiert ist? Haben sie Ängste, die hier eine junge Betroffene in dem Onlinemagazin der Süddeutschen Zeitung “ jetzt” für junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren formuliert.
Oder: Wer kennt ihre Bedingungen am Arbeitsplatz? Den haben die meisten nämlich inzwischen hier. Sie “liegen uns nicht mehr auf der Tasche”. Integration ist mehr als nur Formulare ausfüllen und Geld für Integration in den Haushalt einstellen. Es braucht wirkliches Interesse und Zuwendung.
Leisten wir diese Empathie nicht, bleiben sie immer die “Anderen”für uns. Aber wir für sie auch.
Kommentar verfassen