Im Zoom

Sie ist in aller Munde: Die dritte Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina zur Corona-Pandemie. „Die Krise nachhaltig überwinden“ heißt es nach einem Gedankenstrich dort. „Nachhaltig“ ist ein wichtiges Adjektiv im Zusammenhang mit der Überwindung der Krise. Dafür hat es sich für AGORA gelohnt, alle 18 Seiten dieses Papiers zu lesen. Mehr als eine Meinungsäußerung ist es nämlich nicht. Keine Studie. Aber es ist ein Papier ähnlich grundlegend wie die Ad-hoc -Empfehlungen des Deutschen Ethikrates. Ebenso wie dessen Empfehlungen sind sie Meinungsäußerungen, die der Politik Denkanstöße für ihre Entscheidungen geben sollen. “Wir wollten in der aufgeregten politischen Debatte eine ruhige und abgewogene Grundhaltung einnehmen, den Bürgern aber eine optimistische Perspektive aufzeigen”, sagte Leopoldina-Präsident Haug dem SPIEGEL. Hm, denkt man. Alles ein wenig aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft gesprochen?
Trotzdem lohnt sich die Lektüre dieser 18 Seiten. Obgleich manches im Ungefähren bleibt und im Laufe des Tages doch wieder alles in den verschiedenen Stellungnahmen der aufgeregten Politiker endet. Bayerns Ministerpräsident Söder kommt gleich zweimal in den Tagesthemen und dem Heute-Journal zu Wort.
Auf Seite 16 heißt es: „ Staatliche Maßnahmen, die nach dem Abklingen der Pandemie wirtschaftliche Tätigkeit wieder anstoßen, sollten daher die Kriterien der Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen […] Zurück auf dem Wachstumspfad „sollte [dieser] stärker als zuvor von Prinzipien der Nachhaltigkeit bestimmt sein, nicht zuletzt, weil hierin enorme Potentiale für die wirtschaftliche Entwicklung liegen“( S.16 ). Da fragt man sich ja schon, ob ein Wachstumspfad und Nachhaltigkeit wirklich zusammenpassen werden. Ob man diese Potentiale wirklich sieht? Oder ob die Klimaschutzauflagen nach der Krise nicht doch eher gelockert werden, um die Wirtschaft zu entlasten. Das wäre eine Diskussion für die Fridays for Future- Bewegung.
Die Debatte über die Schulöffnung wird mit dem Satz eingeleitet:” Dabei müssen die jeweiligen Gegebenheiten in der einzelnen Bildungseinrichtung berücksichtigt werden” (S.13 ). Na, dann! Ob man vielleicht doch erst mal die Schulen besser ausstattet? Toiletten und Digitales, um dann Empfehlungen auszusprechen? Überhaupt hat man den Eindruck, es zeigen sich jetzt die Probleme, die bereits vor Corona schon nicht angegangen wurden. Gerade hat Bürgermeister Enzensperger aus Kressbronn dazu einen offenen Brief an die Kultusministerin Eisenmann geschrieben.
Es ist schon alles verwirrend . . Am Ende des Tages kommt dann auch noch die Analyse der Helmholtz -Initiative daher, die drei Szenarien aufzeigt und für die Fortführung der Kontaktbeschränkungen (Szenario 3) plädiert. So, da weiß man dann immer noch nicht so recht Bescheid, aber man kennt jetzt zumindest mal die Originaltexte und kann mitreden, hofft man zumindest. Schauen wir mal, was die Sitzungen heute bringen. Eines ist bestimmt klar: Die Pandemie gibt es, sie ist nicht zu leugnen, wenn man die Bilder von den Massengräbern aus den USA sieht und aktuell liest, dass der oberste Pandemie-Leugner Trump die Zahlungen an die WHO tatsächlich vorläufig stoppt. Man kann schon verzweifeln, dass Pandemie-Leugner weiter unbeirrt auf irgendwelchen Foren ihre Verschwörungsluftblasen absetzen.

Wie es mit der Pandemie-Leugnerin aus Heidelberg weiterging, lesen Sie hier.
Ist die Helmholtzempfehlung genauso relevant wie die Empfehlung der Leopoldina? Das mit der verschwörungstheoretikerin ist verrückt. .