Wahrnehmung von Not, Teil 1

AGORA hatte vor einigen Tagen Fragen an das Integrationsmanagegment der Gemeinde LA gestellt. Die Antworten finden Sie hier. Da ein Teil der Antworten nicht beantwortet wurde, hat AGORA erneut nachgefragt und Bürgermeister Krafft hat in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender des zuständigen Gemeindeverwaltungsverbandes Eriskirch/ Kressbronn/ Langenargen (GVV) ergänzend per Brief geantwortet . AGORA druckt die Antworten hiermit ab:
1. Warum diese Unterkunft 2 Jahre nach dem Auszug der Familie Saciri nicht gemäß einem üblichen Hygienestandard gerade in Corona-Zeiten in Stand gesetzt wurde.
Es handelt sich um eine Notunterkunft. In der Unterkunft sind sanitäre Anlagen wie WC, Dusche und Küche vorhanden. Diese werden technisch instandgehalten. Die Räume sind beheizbar, auch diese Anlagen werden regelmäßig gewartet und instandgehalten.
Anmerkung AGORA: Wahrnehmung ist naturgemäß immer subjektiv und entsteht durch Zusammenführung von Informationen und Sinneseindrücken, die dann einen Gesamteindruck bilden. Die Bilder, die AGORA mit Erlaubnis der betroffenen Familie in der Notunterkunft gemacht hatte und in diesem Zusammenhang die olfaktorische Wahrnehmung des Besuchers in der Toilette herausfordert, liefern andere Eindrücke. Die Toilette stinkt aus dem Abfluss. Dies war bereits der Fall, als eine Familie zuvor dort 2 Jahre von 2016 bis 2018 lebte. Die Bilder von 2016 bis 2018 sind austauschbar. Der Aufenthaltszeitraum betrug damals 2 Jahre, nachdem die damalige Familie aufgrund von fremdenfeindlichen Übergriffen „umgesetzt“ wurde. Außerdem wurde das eigentliche Bad jetzt abgeschlossen. Es ist zu vermuten, dass dieses wegen des damaligen schlechten Zustandes mit Schimmelbefall jetzt verschlossen ist. Dieses Gebäude wird nicht “gewartet und instandgehalten”. Dass die Baracke inzwischen innen und außen gestrichen wurde, ist der Vorgängerfamilie zu verdanken. Damals musste sie um Unterstützung für Farbe bitten. Die Küchenschränke auf der rechten Seite der Küche sind verschwunden. Dies war schon im letzten Herbst der Fall, als dort eine allein stehende Frau untergebracht worden war. Auch sie hatte sich über den Zustand der Unterkunft beklagt.
2. War die US110/1 jemals Thema im Gemeinderat seit dem Auszug der Familie XXX?
Die Liegenschaft liegt im Eigentum der Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist”. Die Gemeinde Langenargen ist lediglich Mieterin des Objektes. Dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit sind unser dezentrales, erfolgreiches Unterbringungskonzept bekannt. Die genannte Unterkunft stellt hierbei lediglich eine Notunterkunft dar. Die Familie wird deshalb im August in eine andere Unterbringung wechseln. Grundsätzlich bieten wir allen Untergebrachten deutlich mehr Wohnfläche als die Mindestbedarfe abbilden.
Anmerkung AGORA: Das ist keine Antwort auf die Frage. Soweit AGORA bekannt ist, hat es kein eigenes Thema im Gemeinderat zu den Zuständen in dieser Unterkunft gegeben. Seit Jahren versuche ich als Betreuerin unabhängig von AGORA auf die Missstände dort aufmerksam zu machen. Es hat zwar Gespräche mit einzelnen Gemeinderäten gegeben. Diese fanden jedoch nicht in der Unterkunft statt. Es ist bis heute nicht klar, ob jemand aus dem Gremium je den Schritt über die Schwelle der Baracke gesetzt hat.
4. Welche Integrationsbemühungen finden im Moment in LA statt? Auch von anderen Familien höre ich, dass sie sich allein gelassen fühlen und mit dem Integrationsmanagement unzufrieden sind. Viele Familien überlassen die Hilfe nach wie vor ehrenamtlichen Helfern, weil sie kein Vertrauen in die das Integrationsmanagement haben.
Ich bin sehr froh, dass sich die drei Gemeinden aktiv und freiwillig dazu entschieden haben, über den GVV, in diese wichtige Integrationsarbeit einzusteigen. Mittlerweile betreuen die drei Kolleginnen und Kollegen rund 300 Menschen. Wir sind mit der Arbeitsweise und dem Erreichten sehr zufrieden. Ihre Hinweise werden wir aber natürlich innerbetrieblich reflektieren.
Anmerkung AGORA:
Aus eigener Erfahrung kann AGORA nur feststellen, dass das Integrationsmanagement eher wenig Interesse an einer Kooperation mit den Ehrenamtlichen hatte. Insbesondere wurde in schwierigen Situationen, die die vertrauensvolle Begleitung der Ehrenamtlichen benötigt hätte, versucht, diese an der Teilnahme an runden Tischen zur Klärung z.B. von nachbarschaftlichen Übergriffen zu hindern. Auch wurden Vollmachten, die seit Jahren bestanden, in Anwesenheit des einzigen Juristen innerhalb des GVV Metzler in Zweifel gezogen. Der umfangreiche Briefwechsel zu dem Vorgang aus 2019 liegt AGORA vor.
3. Welche Bemühungen werden seitens der Gemeinde getroffen, um an Wohnraum zu kommen? Wir sind regelmäßig im Austausch und in der Verhandlung mit Eigentümern zur Anmietung von Wohnobjekten. Der angespannte Immobilienmarkt in der Bodenseeregion ist allgemein bekannt. Zudem veröffentlichen wir laufend Wohnungssuchanzeigen in unserem amtlichen Mitteilungsblatt „Montfort Bote”. Überdies schafft die Gemeinde eigenen Wohnraum, wie z. B. in der ehemaligen Schule in Oberdorf. Der Versuch zwölf gemeindeeigene Mietwohnungen am Mooser Weg zu bauen , konnte aus den bekannten Gründen leider nicht realisiert werden. Anmerkung AGORA: Dass in diesem Zusammenhang auf das Thema Mooser Weg verwiesen wird, zeigt, welches Trauma offensichtlich der erfolgreiche Bürgerentscheid bei den Befürwortern der Bebauung hinterlassen hat. Es war niemals die Rede davon, dass an dieser Stelle Wohnraum für Obdachlose geschaffen werden sollte. Auch alle aktuellen Bauthemen betreffen eine andere Klientel. Wer sich in die Materie von damals erneut einlesen möchte, lese hier nach. |
Fortsetzung folgt.

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