Wie eine reife Frucht

AGORA war gestern in der ersten Person als Bürgerin bei der Einwohnerversammlung. Also als Betroffene. Ich schreibe trotzdem.
Die Einwohnerversammlung war für BM Krafft bei steigenden Corona- Zahlen im Bodenseekreis und nur ca. 80 Besucher*innen in der Festhalle ein Selbstläufer .
Fast acht Jahre lang werden Bauthemen kaum angepackt. Lediglich im Zusammenhang mit der Bebauung Mooser Weg wurde Druck aufgebaut. Das Thema Gräbenen VI hatte bis dato wenig Bedeutung, aber jetzt muss alles ganz schnell und dazu noch mit hoch umstrittenen Abstimmungen hier und hier gehen. Das Geheimnis um Naturella wurde im Mai schnell gelüftet und durch die Präsentationen der verantwortlichen Firma Fränkel gestern überzeugend in der Einwohnerversammlung ohne große Anstrengung seitens des Bürgermeisters einer durch Corona eingeschränkten Öffentlichkeit vorgestellt. Da konnte in Hinblick auf den anstehenden Bürgermeisterwahlkampf nicht viel passieren. Denn das Projekt der Firma Fränkel besticht durch Nachhaltigkeit in jeder Hinsicht. Hier finden Sie die Unterlagen. Jetzt kommt die erste Person Singular:
Aber die ganze Zeit habe ich mich gefragt, ob derselbe Bürgermeister, der über Wohnraum und Bauprojekte für Familien spricht, sich überhaupt vorstellen kann, wie die 8-köpfige Familie in der Obdachlosen-Baracke in seiner Nachbarschaft mit ihren sechs minderjährigen Kindern lebt. In dieser Notunterkunft, die längst in den letzten zwei Jahren des Leerstandes hätte ausgebessert werden können. Das wäre doch mal ein nachhaltiges Bauprojekt gewesen!
Ob er sich vielleicht doch einmal ein eigenes Bild von der Unterbringung dieser Menschen machen sollte, habe ich mich gefragt.
Ob er nicht überhaupt einmal all diese geflüchteten Menschen hätte besuchen müssen, die seit fast sechs Jahren hier leben. Er, dem als Ortspolizeichef daran gelegen sein sollte, dass erneute Übergriffe auf ausländische Mitbürger*innen, die zum “Umsetzen”von Familien wie ausrangierte Möbelstücke in Zukunft in unserer Gemeinde verhindert werden.
All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich als Bürgerin dieser prosperierenden Gemeinde dort in der Festhalle saß. Inmitten von ca. 79 anderen Mitbürger*innen einschließlich Gemeinderät*innen, die auch von diesen Menschen nur wenig wissen.
Aber vielleicht spricht der Bürgermeister ja doch mal mit den Menschen, die das Rathaus nur als Gebäude kennen und gar nicht wissen, wer der Bürgermeister ist. Vielleicht geht er ja mal hin. So wie er im letzten Wahlkampf das Gespräch an der Haustüre bei uns gesucht hat. Einfach so. Obwohl die geflüchtet Menschen kein Stimmvolk sind.
Oder sind das keine Bilder für seinen Facebook-Account?
Den neutralen Bericht in der distanzierten dritten Person über diese Einwohnerversammlung können Sie sicher in den nächsten Tagen in der Schwäbischen Zeitung lesen. Ich bin in jeder Hinsicht Betroffene.

Aktualisierung, 22.7.2020, 18.16Uhr
Und gleich das nächste Event : Die Gemeinderatssitzung am 29.7.2020 mit den Sitzungsvorlagen . Sportlich: 26 Tagesordnungspunkte und alles wieder im Münzhof auf engstem Raum! Da muss die Presse als Teil der Öffentlichkeit wieder vom Hinterbänkchen berichten und die interessierte Bürgerschaft auf der Empore muss 26 Tagesordnungspunkte lang wieder raten, was gesagt wird. Hier ist das Gremium in der Pflicht für eine sichere und transparente Durchführung der Sitzung zu sorgen!
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