Außendienst

Nachdem sich am Samstag die Welle der „Demonstrationstouristen“ nach ihrer lückenhaften sogenannte Friedenskette durch unseren Ort gewälzt hatte, wollte AGORA gestern nun selbst an dieser „touristischen Attraktion“ in Konstanz als Beobachterin teilnehmen.
Mittags hellte der Himmel auf und somit ging es mit dem Rad auf die Fähre nach Romanshorn, von dort weiter Richtung Konstanz. Der Maskenball fing bereits an Bord an: Obwohl die Durchsage auf die Maskenpflicht hinweist, muss der arme Ticketverkäufer Passagiere ermahnen ihre Masken aufzusetzen. Sowohl innen als auch draußen gilt Maskenpflicht.

„Noch hat das Schiff nicht abgelegt, Sie können noch aussteigen,” sagt er bestimmt. Die Leute bleiben sitzen, mit Maske. Ich frage ihn neugierig, ob das öfter passiert. „Ja,“ meint er, „ mit fortschreitender Zeit häufiger. “Und, wenn jemand mitten auf dem See die Maske auszieht?“, bohre ich nach. „ Dann wartet drüben die Polizei,“ sagt er ruhig.
Wobei wir beim Thema wären. In Kreuzlingen angelangt, stehen an der Grenze schon die ersten Mannschaftswagen, die Polizisten in Reih und Glied mit Masken. Die ungeheure Menge der Einsatzkräfte wirkt schon sehr martialisch.



Ich frage einen der Herren, ob er wisse, wie viele Kollegen *innen heute unterwegs seien. Er weiß es nicht.
Von nun an wird es schwierig. „Wo bitte geht’s zur Veranstaltung ?“ , frage ich den nächsten Freund und Helfer. „ Welche meinen Sie ? Für oder gegen die „Querdenker?“, will der nette Polizist wissen. „Eigentlich die Gegendemo zu den „Querdenkern“, sage ich schnell. Obwohl ich natürlich wegen der Ausgewogenheit der Berichterstattung beide Seiten besuchen muss. Die seien überall in Konstanz verstreut. So genau wisse er das auch nicht. Also kämpft man sich etwas orientierungslos durch nach Klein-Venedig. Vorbei an Ständen, deren Plakate auf die Vorteile von Impfungen generell verweisen. Die Leute dort wollen offensichtlich hoffnungsfroh noch am Eingang zu Klein – Venedig aufklären. Im Hintergrund ein Riesenrad. Jahrmarktsstimmung.
Mit Zuckerwatte gegen Corona?


Von der Bühne ertönt eine laute Stimme, die sich über die Auflagen und die Eingriffe in die persönlichen Freiheitsrechte durch die Regierung auslässt und sich darüber aufregt, dass das für den Abend geplante Feuerwerk nicht genehmigt werden soll. Die haben Sorgen, denke ich. Während andere Menschen bei uns und anderswo um ihr Leben und ihre Existenz kämpfen, will man hier mit Feuerwerkskörpern spielen. Die braucht es gar nicht, die Äußerungen und Statements auf ausgelegten Flyern und Plakaten sind pyrotechnisch nicht zu toppen.
Ich schiebe mein Rad Richtung Konzil, um die Gegenbewegung zu erspüren. Dort sagen mir die Polizisten, dass die Gruppierungen an verschieden Stellen stünden. Ein junger Mann ist nicht zu überhören. Er steht auf dem Rand des Kaiserbrunnens und hält eine Rede. Er arbeitet offensichtlich in einer Klinik und warnt vor Corona. Lautstark ruft er: „Wisst ihr, ich musste in meinem Beruf schon immer Maske tragen. Davon bekommt man Pickel und Segelohren! Aber die Maske gehört dazu! Kümmert euch lieber um unsere Arbeitsbedingungen!“ Um ihn herum Gruppierungen, die Plakate mit entsprechenden Aufschriften zum Umgang mit Corona tragen.


Mit Blick auf den Schiffsfahrplan schiebe ich das Rad zurück Richtung Kreuzlingen. Unterwegs ein alter roter Opel- Blitz vom Demokratie-Zentrum mit der Aufschrift DIALOGMOBIL. Das mit dem Dialog habe nicht so gut geklappt, heißt es dort. Die Leute seien teilweise recht aggressiv gewesen. Ein Versuch ist es immer wert, denke ich.


Weiter vorbei an Klein-Venedig, wo laute Musik wie auf einem Festival ertönt. Über mir der unermüdlich kreisende Polizeihubschrauber. Auf der Fähre denke ich nach:
Ja, es waren viele Menschen in Klein-Venedig. Die „Gegenbewegung“ schien in der Unterzahl. Die muss wohl am Samstag größer gewesen sein. Das liegt sicher auch daran, dass die sog. „Querdenker“ auf Demo- Kaffeefahrten mit Bussen angekarrt werden. Wie am Samstag bei uns in LA. So verabschiedete man sich dort lautstark und mit Küsschen: “Bis bald in Berlin!“
Die Menschenkette blieb mit ca. 10 000 Menschen unter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Aber aufgepasst, wenn man den Boden der Wissenschaft verlässt, läuft man Gefahr der Pfeife undurchsichtiger Menschenfänger zu folgen. Da sind 10 000 Teilnehmer*innen schon zu viel.

Sollte wohl selbstverständlich sein. . . .!
Verrückte Zeiten! Wenn dann noch der infizierte amerikanische Präsident zu einer Spritztour mit dem Auto aus der Klinik ausbüchst, um sich seinen Anhängern zu zeigen, wundert einen nichts mehr.
Was andere schreiben: hier und hier.

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