Grüner Waschtag

In diesen Tagen wurden Hotels in LA eröffnet. Corona-Sonderverordnung für LA ?
Nein, diese Hotels sind für Insekten installiert worden. Wie Pilze schießen sie aus dem Boden, entlang der Bahn in der Andreas-Bruggerstraße, am Spielplatz am ehemaligen Seenforschungsinstitut, am Mooserweg oder am Schützenweg. Die ersten Häuschen wurden zuvor auf der Wiese am Waldkindergarten verteilt.



So viele?
Ja, es wurden in der Sitzung des Technischen Ausschusses vom 6.05.2019 MOBO, (24.05.2019 Kurzprotokoll, TOP5) noch unmittelbar vor der Kommunalwahl ( 26.05.2019) insgesamt 100 Hotels vom damaligen Gemeinderat genehmigt. Gesamtkosten: 30 000€, verteilt in zwei Tranchen. Mit der Herstellung wurden die Weissenauer Werkstätten des ZfP Südwürttemberg beauftragt.
Ob diese Menge an Hotels, die zwar Arbeit für die Werkstätten bedeuteten, an diesen Standorten (Bahn) sinnvoll sind? Ist das nicht auch wieder ein „Greenwashing“-Versuch? Der NABU war übrigens nicht eingebunden.
Was nützen diese Installationen, wenn in diesen Tagen wieder in der zweiten Anhörung die Flächen im Regionalplan hin und her geschoben werden, um Grünzüge gefeilscht und Flächen versiegelt werden? Bienen brauchen Nahrung in freier Natur. Keine Image-kampagnen zu Wahlkampfzwecken.Die zuvor vom Menschen zerstörte Natur wieder mit menschengemachten Bienenhotels auszustatten, erscheint schon etwas grün gewaschen.

AGORA liegt die Stellungnahme der Scientists for Future (S4F Ravensburg) mit der Überschrift „Eine kritische Würdigung des Entwurfs für den Regionalplan Bodensee-Oberschwaben“ vor. Sie ist pünktlich zur zweiten Anhörung fertig gestellt worden. Aus der Zusammenfassung:
„Die Einschätzung, wie sich verschiedene gesellschaftliche Einflussfaktoren entwickeln, ist eine qualitative Einschätzung. Im Regionalplan werden Annahmen zur Entwicklung der Bevölkerungs- zahlen und zur wirtschaftlichen Entwicklung getroffen. Daraus wird der künftige Siedlungs- und Gewerbeflächenbedarf abgeleitet. Diesen Annahmen liegen Szenarien zugrunde, wie sich die politisch Verantwortlichen die Gesellschaft der Zukunft vorstellen. In der Region Bodensee-Ober-schwaben stellen sie sich die Zukunft als ein „Weiter so“ bezogen auf die starken Wachstumsjahre 2017-2019 vor, die den Szenarien zugrunde gelegt werden. Damit zeigen sie in der Region einen unbedingten Willen zum Wachstum.“
Besonders das Kapitel über die Bevölkerungsprognose, die im Regionalplan zugrunde gelegt und in dem Papier der S4F kritisiert wird, ist aufklärend. AGORA hatte hier bereits dazu geschrieben. Es betrifft auch die Entwicklung von Wohnraum in allen drei Landkreisen.
Was bedeutet das für uns? Das immer wieder aufgebrachte Thema „Bezahlbarer Wohnraum“ ist hausgemacht. So lange Grundstücke zu horrenden Preisen verkauft werden und die Gemeinden noch nicht einmal von den Preisen profitieren, tragen die heimischen Verkäufer zur Verknappung bei. Es wird suggeriert, dass immer mehr Baugebiete nötig seien.
Die Wohnungen, die entstehen, sind jedoch für den schmaleren Geldbeutel dann einfach zu teuer.HIER. Auch ein Wohnbaumodell wie das in Überlingen würde helfen. Übrigens geht die Bevölkerungszahl in LA leicht zurück. (2019 7.729 /2020 7.652 )Es werden nicht unbedingt neue Flächen gebraucht. Naturella auf dem Fränkelgelände soll ja auch noch kommen. Wenigstens wird dort mal Fläche entsiegelt.
Aber jetzt müssen wir mal erst die Bienenhotels verteilen. Die zweite Tranche fehlt ja noch. Es sind 100 Stück zu verteilen
Der Regionalplan steht übrigens auch auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am 22.02.2021
Und noch etwas: Heute fällt zwar der Rosenmontag aus, aber es ist der 15. Februar und damit der Welttag des Regenwurms. Auch die brauchen Flächen und gesunde Böden.

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